Karlsruher Brunnen - Kunst und Technik

Kunst und Technik begegnen sich in einer großen Ausstellung über die Brunnen der Fächerstadt, die die Stadtwerke Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftler, Wasserfachmann und Kunstliebhaber Prof. Dr. Dietrich Maier und dem Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler vom 22. März bis 25. April im Landesgewerbeamt in der Karl-Friedrich-Straße präsentiert. Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Neben anschaulich aufbereiteten Informationen zur Trinkwasserversorgung und zur Qualität des Karlsruher Trinkwassers geben die Stadtwerke anhand vieler Exponate einen interessanten Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche der Trinkwassergewinnung und -verteilung.

Symbiose aus Kunst und Technik

Die Ausstellung ist eine gelungene Symbiose aus Kunst und Technik, wobei der künstlerische Aspekt im Vordergrund steht, sagt Prof. Dr. Dietrich Maier. Der in Fachkreisen angesehene Wasserchemiker und langjährige Leiter der Karlsruher Wasserwerke ist der Initiator der Ausstellung. Dank der Mitwirkung von 65 namhaften Künstlerinnen und Künstlern und der Bereitschaft des Daxlander Künstlerpaares Barbara Jäger und OMI Riesterer, die künstlerische Leitung der Ausstellung zu übernehmen, ist es möglich geworden, zwischen Brunnen-Kunst und -Technik, zwischen Nutzbrunnen und Zierbrunnen, eine Harmonie zu schaffen, die weit über die mit der Kamera einfangbare Brunnen-Atmosphäre hinausgeht.

Die Karlsruher Brunnen sind wahre Schätze im Karlsruher Stadtbild. Sie zeigen den Unterschied der früher stärker ausgeprägten Wertschätzung des Wassers im Vergleich zur heutigen Zeit, begründet Dietrich Maier seine Motivation für das anspruchsvolle Projekt. Seit vielen Jahren sammelt er Brunnenmodelle und künstlerische Darstellungen von Karlsruher Brunnen. Diese Privatsammlung bildet den Grundstock für die Ausstellung, in der ausgewählte Kunstwerke über die 204 öffentlich zugänglichen Brunnen in der Stadt in Form von Aquarellen, Collagen, Fotografien, Holzschnitten, Ölgemälde, Radierungen, Siebdrucke und Zeichnungen vieler namhafter Künstler zu sehen sind. Das Modell des "Herrenbrunnens" von Jürgen Goertz findet sich in der Ausstellung ebenso wie Entwürfe und Modelle der Professoren Arnold, Bauer, Dreher, Kalinowski, Kindermann, Lüpertz, Mohl, Reuter, Ringwald, Seemann, Wachter und Ziegler. Es gibt auch Brunnenträume von Künstlern zu entdecken, Entwürfe für Brunnen, die nie gebaut wurden. Oder Brunnen, die heute, mit Efeu bewachsen, im Wald vor sich hin dämmern und aus denen längst kein Wasser mehr sprudelt, betont Dietrich Maier.

Außerdem haben 40 namhafte Karlsruher Künstlerinnen und Künstler, wie beispielsweise Peter Paul Buchta, Candace Cater, Reinhard Dassler, Helmut Göttl, Tutilo Karcher, Waltraud Kniss, Klaus Langkafel und Mia Leinberger, insgesamt 107 Brunnenbilder mit Bezug auf vorhandene Karlsruher Brunnen geschaffen und so für eine zusätzliche belebende Komponente gesorgt. Die Künstler zeigen die Brunnen im Alltag und klammern den dösenden Penner ebenso wenig aus wie die Abgasnebel, die heute viele Brunnen einhüllen. Von der klassischen Zeichnung bis hin zur Fotoarbeit ist hier beinahe jede Technik vertreten. Die Vielfalt der Stile und die hohe Qualität der Arbeiten ist eine sehenswerte Bereicherung der Brunnenschau, bewertet Dietrich Maier diesen Teil der Ausstellung. Es ist aber auch das Ölgemälde "Verschwundene Brunnen" von Benno Huth zu sehen, mit dem Dietrich Maier auf das Schicksal von 29 verschwundenen oder beseitigten Brunnen aufmerksam machen will, die Verkehrsprojekten oder der Bundesgartenschau 1967 weichen mussten.

Um in Zukunft derartige Verluste zu vermeiden beziehungsweise beschädigte Brunnen restaurieren zu können, hat Dietrich Maier erst vor wenigen Tagen die erste Europäische Brunnengesellschaft mit Sitz in Karlsruhe gegründet. Diese junge Gesellschaft mit Mitgliedern aus Deutschland, England, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz widmet sich neben dem internationalen Erfahrungsaustausch über Brunnenkultur, -pflege, -archäologie und -architektur auch der wissenschaftlichen Untersuchung von Brunnenwasser und dessen Aufbereitung.

Aktionen und Buch begleiten die Ausstellung

Ein interessantes Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung: Neben Führungen mit den Künstlern und Vorträgen über die Trinkwasserversorgung, die Grundwasservorräte sowie die Qualität des Karlsruher Trinkwassers am "Tag des Wassers" zeigen die Kunstmaler Benno Huth und Peter Paul Buchta an zwei Nachmittagen ihr Können. Eine Lesung mit Harald Schwiers und ein Klassikfrühstück mit Musikern des Badischen Konservatoriums runden die Aktionen rund um die Ausstellung ab.

Ergänzend zur Ausstellung hat Dietrich Maier auch ein Buch zum Thema verfasst, das im Rahmen der Ausstellungseröffnung der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und ab sofort im Buchhandel erhältlich ist. Der Autor vermittelt in diesem von den Stadtwerken Karlsruhe herausgegebenen Buch einen umfassenden und zugleich nachdenklich stimmenden Blick auf die Geschichte der Karlsruher Brunnen und ihre künstlerische Darstellung. Dabei spannt er auf rund 180 Seiten den Bogen von den Anfängen der Trinkwasserversorgung bis zur heutigen Brunnenwelt.

Die künstlerische Bewertung der Brunnen und die exakte Einbindung der Brunnengeschichte in die Stadtgeschichte stammt dabei von Prof. Dr. Erika Rödiger-Diruf, Direktorin der Städtischen Galerie, und vom Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, Dr. Ernst Otto Bräunche.

Bewusstsein für Lebensmittel Trinkwasser schärfen

Während wir in Deutschland überreich mit Wasser bester Qualität gesegnet sind, ist der Wassermangel in vielen Entwicklungsländern Alltag. Über eine Milliarden Menschen haben in diesen Ländern keinen Zugang zu sauberem Wasser, so Dr. Karl Roth, Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe, bei der Ausstellungseröffnung und verdeutlicht so, wie elementar wichtig das "Lebensmittel Nummer eins" ist. Mit der Brunnen-Ausstellung, die zum internationalen "Tag des Wassers" startet, möchten die Stadtwerke diese Botschaft im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger verankern.

Dieser Besinnung auf die Bedeutung des Trinkwassers möchten wir mit einer Spendenaktion noch zusätzliche Kraft geben, betont Karl Roth. Die Stadtwerke verlangen für die Ausstellung keinen Eintritt, rufen jedoch zu einer Geldspende für den Bau eines Trinkwasserbrunnens in der Dritten Welt auf. Zusätzlich unterstreiche die Übernahme der Schirmherrschaft für die Ausstellung durch Seine Königliche Hoheit Max Markgraf von Baden die Wichtigkeit des Themas. (pm)

Geschrieben am 2. März 2004 von Oliver N. /

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