Ausgesperrt - Kultur nur für Besserverdienende?
Zu der Veranstaltung “Schloss in Flammen”, die am Freitag abend stattfand, bekamen wir von Verena L. aus Karlsruhe folgendes Mail. Sie kritisiert, dass die Bevölkerung, die sich aufgrund der Kartenpreise von 35-75 Euro keinen Eintritt leisten wollte oder konnte, rigeros ausgesperrt wurde.
(Quelle: ExtraHertz)
Es war wirklich ein spätfeudalistisches Scenario vor dem Schloss beim diesjährigen Fest “Schloss in Flammen“: Eine relativ kleine, abzählbare Gruppe von zahlungskräftigen Gästen konnte die musikalische Veranstaltung innerhalb der “blickdicht” gehaltenen Absperrung genießen, während “draußen vor der Tür“ halb Karlsruhe ausgesperrt sich bemühte, wenn schon nicht optisch dann wenigstens akustisch etwas von der kulturellen Veranstaltung mitzubekommen. Aber vergeblich – die Musik war dezent auf das kleine zahlungskräftige Klientel vor der Bühne abgestimmt.
Außerhalb der Absperrung war die ganze Parkanlage des Schlosses von einem dichten “Zuschauergewimmel” bevölkert (bestimmt zahlenmäßig das Hundertfache der Besucher, die sich innerhalb der Absperrung befanden), welche sich die Zeit mit der Einübung eines immer mehr dominierenden gesellschaftlichen Prinzips vertrieben, mit dem man als “armer Hund” früher nur vor Metzgerläden konfrontiert war: “Ihr müsst draußen bleiben!”
Ich frage mich, warum man – wenn man schon ab- und aussperren will – nicht eine größeres Areal absperrte? Dann hätte man wesentlich mehr Plätze anbieten können (auch Stehplätze, warum eigentlich nur Sitzplätze für eine nicht allzu lang dauernde Veranstaltung?). Man hätte dann wesentlich mehr Plätze zur Verfügung gehabt und als Folge davon die Preise auch sozialer gestalten können! Der Massenandrang vor der Aussperrung kann jedenfalls als Indiz für ein starkes öffentliches Interesse an einer publikumsfreundlicheren Konzeption der Veranstaltung “Schloss in Flammen” in Zukunft gewertet werden.
Der ganze Charakter der Veranstaltung bekam so unnötigerweise den schalen Beigeschmack des Elitären – einer kulturellen Veranstaltung für Besserverdienende mit einer vermittels Preisgestaltung und künstlicher Platzverknappung betriebenen bewussten Aussperrung der Mehrheit der
interessierten Stadtbevölkerung. Soviel ich weiß, werden die Steuern für die Finanzierung der “Kulisse” (Schloss und Park) aber von allen Steuerzahlenden erhoben. Nun zum Glück konnte dann die zu einem “Zaungäste”-Dasein verurteilte Masse der Zuschauer wenigstens das abschließende Feuerwerk genießen: Noch kann der Himmel über Karlsruhe den Karlsruhern zum Glück durch keine Absperrung genommen werden.Fazit: “Schloss in Flammen” – keine Karlsruher Veranstaltung für die Karlsruher Bevölkerung.
Update: Siehe auch Service zu Schloss in Flammen 2007.
Geschrieben am 17. Juli 2005 von Beate P. /
christian · 9. August 2005, 12:21 · #
the dark lord · 8. November 2005, 00:26 · #
alexander · 14. Januar 2006, 11:46 · #
the dark lord · 14. Januar 2006, 22:38 · #