Ausgesperrt - Kultur nur für Besserverdienende?

Zu der Veranstaltung “Schloss in Flammen”, die am Freitag abend stattfand, bekamen wir von Verena L. aus Karlsruhe folgendes Mail. Sie kritisiert, dass die Bevölkerung, die sich aufgrund der Kartenpreise von 35-75 Euro keinen Eintritt leisten wollte oder konnte, rigeros ausgesperrt wurde.

Schloss in Flammen 2005(Quelle: ExtraHertz)

Es war wirklich ein spätfeudalistisches Scenario vor dem Schloss beim diesjährigen Fest “Schloss in Flammen“: Eine relativ kleine, abzählbare Gruppe von zahlungskräftigen Gästen konnte die musikalische Veranstaltung innerhalb der “blickdicht” gehaltenen Absperrung genießen, während “draußen vor der Tür“ halb Karlsruhe ausgesperrt sich bemühte, wenn schon nicht optisch dann wenigstens akustisch etwas von der kulturellen Veranstaltung mitzubekommen. Aber vergeblich – die Musik war dezent auf das kleine zahlungskräftige Klientel vor der Bühne abgestimmt.

Außerhalb der Absperrung war die ganze Parkanlage des Schlosses von einem dichten “Zuschauergewimmel” bevölkert (bestimmt zahlenmäßig das Hundertfache der Besucher, die sich innerhalb der Absperrung befanden), welche sich die Zeit mit der Einübung eines immer mehr dominierenden gesellschaftlichen Prinzips vertrieben, mit dem man als “armer Hund” früher nur vor Metzgerläden konfrontiert war: “Ihr müsst draußen bleiben!”

Ich frage mich, warum man – wenn man schon ab- und aussperren will – nicht eine größeres Areal absperrte? Dann hätte man wesentlich mehr Plätze anbieten können (auch Stehplätze, warum eigentlich nur Sitzplätze für eine nicht allzu lang dauernde Veranstaltung?). Man hätte dann wesentlich mehr Plätze zur Verfügung gehabt und als Folge davon die Preise auch sozialer gestalten können! Der Massenandrang vor der Aussperrung kann jedenfalls als Indiz für ein starkes öffentliches Interesse an einer publikumsfreundlicheren Konzeption der Veranstaltung “Schloss in Flammen” in Zukunft gewertet werden.

Der ganze Charakter der Veranstaltung bekam so unnötigerweise den schalen Beigeschmack des Elitären – einer kulturellen Veranstaltung für Besserverdienende mit einer vermittels Preisgestaltung und künstlicher Platzverknappung betriebenen bewussten Aussperrung der Mehrheit der
interessierten Stadtbevölkerung. Soviel ich weiß, werden die Steuern für die Finanzierung der “Kulisse” (Schloss und Park) aber von allen Steuerzahlenden erhoben. Nun zum Glück konnte dann die zu einem “Zaungäste”-Dasein verurteilte Masse der Zuschauer wenigstens das abschließende Feuerwerk genießen: Noch kann der Himmel über Karlsruhe den Karlsruhern zum Glück durch keine Absperrung genommen werden.

Fazit: “Schloss in Flammen” – keine Karlsruher Veranstaltung für die Karlsruher Bevölkerung.

Update: Siehe auch Service zu Schloss in Flammen 2007.

Geschrieben am 17. Juli 2005 von Beate P. /

Kommentare

  1. Elitär kann man diese Veranstalltung wohl kaum nennen, wenn es tatsächlich Leute fertigbringen in Jeans und Trainingsjacke zur Oper zu gehen... Die Preise wirken schon hoch, wenn man nur das obere Ende der Preisskala betrachtet. 35 Euro für eine Karte der billigsten Kategorie ist wohl kaum übertrieben, wenn man betrachtet, dass man für Konzertkarten bekannter Pop- und Rock-Bands nicht weniger bezahlt, ohne allerdings einen Sitzplatz zu bekommen. Stehplätze bei einer Oper! Am besten noch Blätter mit Texten, damit die Bagage hinten noch mitgrölen kann! nd bei besonders Schönen Arien zollen dann alle mit ihren Pressluft tröten Applaus?!

    christian · 9. August 2005, 12:21 · #

  2. das "schloß in flammen" war wirklich ein extrembeispiel. andererseits scheint ka ein bedürfnis zu haben gewisse geldbeträge (wessen eigentlich?) durch sinnlose ballerei, soll heißen allzuhäufige großfeuerwerke, loszuwerden. wer feiert damit eigentlich was ? nach dem mit recht peinlichen ende der bewerbung zur kulturhauptstadt 2010 sollte mal etwas kürzer bzw. leiser getreten werden. kultur statt böller ? obs hinhaut ?

    the dark lord · 8. November 2005, 00:26 · #

  3. sag mal bist du Kommunist??? die letzte spätfeudalistische Veranstaltung war die DDR und Erich Honecker der letzte Spätfeudale auf deutschem Boden. Schloss in Flammen zahlt Miete fürs Schloss, zahlt Steuern und hat keine staatl. Subventionen. Du weisst wohl nicht, dass ein Platz im Staatstheater mit 98,-- Euro pro Platz und Vorstellung von dir schon bezahlt wurde vorher...bei Aldi... bei der Tankstellle oder sonstwo.... Grüsse Alexander

    alexander · 14. Januar 2006, 11:46 · #

  4. dieser vergleich mit der ddr ist deplaziert und zeigt lediglich eine leider weit verbrietete haltung gegenüber denen die nicht mit dem neoliberalistischen strom schwimmen wollen. und was soll das heißen mit aldi und tankstelle ? sind leute die da einkaufen für dich ablehnenswert ? und wenns ein platz im stattstheater ist, ja nu ? da war ich nämlich auch einige male, und oper oder theaterstücke zähle ich sehr wohl zur erhaltenswerten kultur. nicht aber die sinnlose verbrennung von geld. wenn schon kommerzielle veranstaltungen in einem öffentlichen park, dann mal was fantasievolleres bitte. p.s.: ...sag, mal bist du kapitalsit ? dark lord

    the dark lord · 14. Januar 2006, 22:38 · #

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