Kinderbüro berät Eltern über Schutz vor Pädophilen im Internet

Sie geben sich als Gleichaltrige aus, erschleichen sich das Vertrauen der Kinder und verwickeln sie dann in sexuelle Gespräche - Pädophile im Internet. Immer häufiger werden Kinder und Jugendliche, die in Chatrooms (Gesprächsforen) miteinander plaudern, von Erwachsenen sexuell belästigt. Bedrückend ist diese Entwicklung für Karlsruhes Sozialdezernenten Harald Denecken, der das neue Medium als Fluch und Segen gleichermaßen begreift.

Der Anruf einer besorgten Mutter aus Luxemburg war für Sabine Pfortner vom Karlsruher Kinderbüro der Auslöser, bei einer Presskonferenz auf die Gefahren des weltweiten Netzes hinzuweisen und für einen reflektierten Umgang damit zu werben. Der 11-jährige Sohn der Frau hatte über die Suchmaschine "Blinde Kuh" einen angeblich gleichaltrigen deutschen Freund gefunden. Nach Ansicht der Mutter waren die E-Mails allerdings mit einem üblen Beigeschmack behaftet. Sie unterband den Kontakt. Zu Recht, wie sich herausstellte. Denn bei dem "Jugendlichen" handelte es sich um einen 40-jährigen Mann aus Karlsruhe.

Kein Einzelfall. Eine britische Studie des "Internet Crime Forum" ergab, dass es sich bei 20 Prozent der in Kinderchats Anwesenden um Pädophile handelt und in einer US-Untersuchung hatten 30 Prozent von über 1.000 befragten Teenagern angegeben, sexuell belästigt worden zu sein. Weil es unzählige Chatrooms gibt, die nicht von einem Moderator begleitet oder von einem Operator überwacht sind, ist die Kontaktanbahnung leicht. Oftmals sei es selbst für Experten extrem schwierig nachzuvollziehen, wer am anderen Ende ist, erklärte Kriminaloberkommissar Klaus Wenz vom Polizeipräsidium, der in dieser Sache, aber auch im Bereich Kinderpornografie Berge von Arbeit hat. Zumal es die Möglichkeit gibt, mit seinem Gesprächspartner in einen für die anderen Teilnehmer unzugänglichen Flüsterbereich abzutauchen. Trotzdem: Immerhin 180 Täter gingen der Karlsruher Polizei im vergangenen Jahr ins Netz.

Pädophile versuchen, mit ihren minderjährigen Bekanntschaften ein Treffen "im wirklichen Leben" zu arrangieren, in dessen Verlauf es zu sexuellem Missbrauch, Misshandlungen oder gar zur Vergewaltigung kommen kann, warnte Sabine Pfortner. Renate Fiedler von der Beratungsstelle "Allerleirauh" kennt aus ihrer Praxis diesbezüglich nicht allzu viele Fälle. Häufig erlebt sie jedoch, dass eine Belästigung im Internet von ihren jungen Klienten aus Scham nur beiläufig und in einem anderen Kontext erwähnt wird. Missbrauch sei schon schlimm genug. Für die Opfer käme mit dem Internet jedoch eine neue Komponente dazu, erklärte Fiedler. Skrupellose Täter stellten verfängliche Fotos ins Netz, die dort ein Eigenleben führten und das ist eine traumatische Situation.

Was können Väter und Mütter tun, um ihre Kinder zu schützen? Eltern sollten mit ihren Sprösslingen den Umgang mit dem Internet üben - die "Infoline" des Stadtjugendausschusses bietet dazu Kurse an - und ein Auge darauf haben, was sie "online" machen. Kinder sind unbedarft, sie verwechseln Chat-Bekanntschaften mit echten Freundschaften. Auf keinen Fall sollten persönliche Daten weitergegeben werden, rät Petra Daiber vom Kinderbüro. Und wenn sich Kinder mit ihrem virtuellen Gegenüber verabreden wollen, sollten die Eltern oder eine andere vertrauenswürdige Person dabei sein. Wer mehr über das Thema wissen möchte, kann sich beim Kinderbüro oder beim Deutschen Jugendinstitut unter der Internetadresse www.dji.de informieren. (pm)

Geschrieben am 11. Mai 2004 von Beate P. /

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