Misere bei der Neuen Messe: Schuldige gesucht!

Überaus gereizt reagieren die Macher der Neuen Messe Karlsruhe, unter ihnen die Geschäftsführer der KMK, Claus Hähnel und Günther Wohlfarth, auf die Defizit-Meldung von 14 Millionen Euro Verlust des Subventionspark Neue Messe. Immerhin 5 Millionen Euro mehr als geplant. Jetzt werden Schuldige gesucht, gefunden sind sie schnell: BNN-Redakteur Dirk Neubauer soll nicht nach den wahren Gründen, der nicht einkalkulierten zusätzlichen Millionen, gefragt haben - er hat Schuld.

Eine neu eingeführte Software und der Dauerzustand einer Baustelle des Neuen Messe Geländes sind nach Aussagen der KMK-Geschäftsführer die Ursachen für das weitaus stärkere Verlustgeschäft der Neuen Messe. Entweder hat hier jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht oder es wurde von Anfang an mit falschen Karten gespielt. Eine zusätzliche Software für 5 Millionen Euro, die nicht im Businessplan erscheint? Oder Thema Dauerbaustelle: Schön, dass selbst die Geschäftsführer die Parkplätze der Neuen Messe als Baustelle ansehen; wieso verlangt man für einen Baustellenparkplatz vier Euro Gebühren?

Jeder weiß doch um den gigantischen Konkurrenzkampf in der deutschen Messelandschaft, wird Wolfahrt zitiert. Die Marktsituation erfordert eben Lockangebote. Mit einer Baumarktmesse à la Inventa oder einer Freizeit & Genuß x4 wird man keine Massen nach Karlsruhe locken können.

Die Frage nach der Mess(e)latte, ob diese wohl zu hoch gelegt wurde, kann man verneinen. In Karlsruhe wurde mal wieder geträumt. Trotz mehrerer Gutachten und Einschätzungen, dass auch Karlsruhe keine wirkliche Chance zum großen Messestandort hat, wurden bis jetzt knappe 240 Millionen Steuergelder - offiziell - für das Prestigeobjekt aus dem Stadthaushalt locker gemacht.

Ganz verstehen kann man die Aufregung der KMK-Geschäftsührung aber nicht. Schliesslich macht es doch nichts aus, ob jetzt 9 Millionen oder 14 Millionen Euro operatives Verlustgeschäft vorliegen. Bezahlen werden es die Karlsruher Bürger und Bürgerinnen so oder so, wie auch das Baugeld.

Sonderbar scheint auch das Verhalten einiger Karlsruher Medien. Von Verlusten oder schlechten Geschäftzahlen wollen die nie etwas gehört haben. Verständlich: so bringen Anzeigen, Banner und redaktionelle Beiträge im Auftrag der Neuen Messe den einen oder anderen Euro in die Kassen. Ehrliche Meldungen über die Neue Messe würden spürbar werden. Woher aber das Geld kommt, wird nicht gefragt. So subventionieren die Bürger dieser Stadt nicht nur ein Messegelände, sondern auch die ein oder andere Anzeigen- und Online-Zeitung.

Wir danken Dirk Neubauer für die Ehrlichkeit.

Geschrieben am 9. April 2004 von Oliver N. /

Kommentare

  1. Wie wahr, wie wahr...

    Marzen · 9. April 2004, 12:46 · #

  2. "Neue Messe Karlsruhe ein Schildbürgerstreich" bei http://www.imhof-rainer.de/

    Stephan Malle · 9. April 2004, 12:57 · #

  3. Wie die BNN noch berichtet, gab es mittlerweile schon die erste betriebsbedingte Kündigung eines leitenden Mitarbeiters bei der Neuen Messe Karlsruhe. Die schön geredete Fassade fängt an zu bröckeln oder besser gesagt das Blech der Neuen Messe Hallendächer an zu rosten.

    Rainer · 9. April 2004, 14:32 · #

  4. Das ist doch eigentlich nix neues. Das die Neue Messe ein ewiges Verlustgeschäft bleibt haben die, die rechnen können, schon von Anfang an sprichwörtlich vorgerechnet.

    Lillo · 9. April 2004, 20:09 · #

  5. Die Karlsruher interessiert es nicht, wie ihre Gelder und vor allem für was sie verwendet werden. Da bezahlen sie Wasser und Strom überteuert, werden durch Müllgebühren abgezockt und sind dann noch stolz auf solche Projekte wie die Neue Messe - armes Karlsruhe. Liebe Leute, das sind eure Gelder die da verdummbeutelt werden!

    toyme · 9. April 2004, 22:18 · #

  6. Und die HWK und IHK machen bei der Miserie fleissig mit...

    Wolgang · 10. April 2004, 10:06 · #

  7. Was Köln sein Müllskandal, der Bundesbank ihr Silvester, Schröder seine nicht gefärbte Haare, ist Karlsruhes Neue Messe.

    m.k. · 11. April 2004, 18:58 · #

  8. Wenn man halt aus dem einen Grund, daß nicht dan ganze liebe Geld nach Stuttgart geht, unbedingt Messen bauen muß, ohne deren Wirtschaftlichkeit durchzurechnen, dann kommt das hiesige Ergebnis raus. Wenn ich solcher Art Rechnungen privat anstelle oder als Geschäftsmann, dann bin ich in kürzester Zeit banka rotta. Aber hier zahlts halt der dumpfe Steuerzahler, der sowieso nie aufmuckt. Ein Wort noch zur Verkehrsanbindung dieser Messe : Der Herr Geschäftsführer fliegt ganz gerne zur Messe, weil er wenig Zeit hat und Zeit Geld ist. Insofern fliegt er gerne nach Bremen, Friedrichhafen etc. Im Fall von Karlsruhe muß er nach Söllingen, dann ewig mit dem Taxi über die A 5 und die Innenstadt bis er endlich am Ziel ist. Das Macht der Mann nur einmal. Toll gedacht, aber es war ja immer schon hübsch populistisch,bei jeder Gelegenheit Flugplätze plattzumachen. Messeflop gebaut und Flugplatz plattgemacht. Toll, Herr Fenrich.

    Andreas Wolf · 15. April 2004, 22:06 · #

  9. Heute berichtet auch die Stuttgarter Zeitung darüber.

    Beate · 16. April 2004, 15:29 · #

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