Die Stadionfrage: »Wildpark Forever« vs. »Bretten-Connection«

Bild: Plakate für den Wildpark im Fanblock des KSC

Die Debatte um das neue Stadion für den Karlsruher SC überrascht mit immer neuen Wendungen. Gestern (22.4.08) behauptete der Oberbürgermeister von Bretten, Paul Metzger, im Regionalsender R.TV, er hätte einen Investor für einen Stadionneubau in Stutensee.

Als Beobachter der Stadiondebatte fragt man sich sowieso, welche Aktien eigentlich Paul Metzger als OB von Bretten in der Karlsruher Stadionfrage hat. Offensichtlich in seinem Städtchen mit bedeutsamen Fragen wie den Öffnungszeiten der Blumengeschäfte am Muttertag nicht ausgelastet, nutzt Metzger jede sich bietende Gelegenheit (zuletzt bei einer Veranstaltung der Supporters), dankbar um jede Kamera und jedes Mikrofon, mit seinen eigenen Stadionvorstellungen an die Öffentlichkeit zu gehen und in den sowieso schon heiklen Verhandlungen zwischen dem KSC und der Stadt Karlsruhe weitere Unruhe zu stiften. Wofür Metzger überhaupt kein Mandat hat, aber das scheint niemanden zu stören…

Die Aufgabe des traditionsreichen Wildparks (wo schon einer der Vorgängervereine, »die Phoenix«, gespielt hat) zugunsten eines geschichtslosen Neubaus irgendwo an der Autobahn würde aber zu der »Geschichtsvergessenheit« passen, die in Karlsruhe mit allen Dingen praktiziert wird, die mit Fußball zu tun haben. Während um jeden Stein, der mit dem seligen Herrn Drais zu tun hat, ein gewaltiges Galama veranstaltet wird, muss natürlich ausgerechnet das traditionsreiche KFV-Stadion an der Telegrafenkaserne, wo 1904 mit dem 1:0 über die Schweiz der erste Sieg einer deutschen Fußballnationalmannschaft überhaupt zu bewundern war und der Karlsruher FV 1910 Deutscher Meister wurde, einem Seniorenheim weichen. Oder der Engländerplatz, auf dem zum ersten Mal in Deutschland organisiert Fußball gespielt wurde, muss mit einem Mensaneubau verschandelt werden.

Darum: Die Fans auf dem Bild haben völlig Recht. Es gibt nur eine Heimstatt des Karlsruher SC, und das ist das Wildparkstadion. Darum wäre es an der Zeit, dass sich alle Beteiligten (und zwar nur die Beteiligten, ich wüsste nicht, was das possierliche Bretten damit zu tun hat) hinsetzen und in die Gänge kommen, damit der Karlsruher Bundesligafußball eine zeitgemäße, aber trotzdem in der reichen Karlsruher Fußballtradition stehende Spielstätte bekommt.

Geschrieben am 23. April 2008 von Ralf G. /

Kommentare

  1. Der Karslruher SC ist kein stadtinterner Verein, sondern wirkt auf die ganze Region Nordbaden. Wenn man am Durlacher Bahnhof steht, oder liest, dass die DB Sonderzüge aus Offenburg einsetzt, wenn der KSC ein Heimspiel hat, dann sieht man was ich meine. Deshalb ist es nur legitim, wenn ein rühriger OB, der schon einiges umgesetzt hat, sich zu Wort meldet und Alternativen aufzeigt. Vielleicht hilft es ja den beiden direkt beteiligten Parteien über den Tellerrand zu schauen. Ich habe den Eindruck es werden nur die “wider” erörtert, was aber “für” , also positive, weiterführende Argumente sind, wird ausgeblendet. So kommt man halt nie zum Ziel.

    Owaroiser · 23. April 2008, 12:47 · #

  2. KSC-Mitglied Paul Metzger macht das gleiche wie die abgebildeten Fans. Er nutzt die sich ihm bietende Öffentlichkeit um auf seine Argumente aufmerksam zu machen. Dabei sind seine Argumente für den Standort “Gleisdreieck” überzeugend und wurden bei der Supporters-Veranstaltung auch von KSC-Verwaltungsrat Lüppo Cramer nicht in Frage gestellt. In Frage zu stellen ist dagegen natürlich die Umsetzbarkeit in politischer und finanzieller Sicht.

    Der Standort Stutensee ist mir dagegen neu. Gibt es da weitere Quellenangaben?

    KAIpolista · 23. April 2008, 16:45 · #

  3. KAIpolista, leider nicht, aber es haben gestern abend im R.TV vier Ohren gehört, dass Metzger das gesagt hat, was uns dann auch ein wenig erstaunt hat.

    Jeder darf sich natürlich zu Wort melden.
    Metzger tut dies aber in seiner Funktion als OB von Bretten, und spricht anscheinend sogar mit Investoren. Und dafür hat er definitiv keinerlei Mandat.

    Ralf G. · 23. April 2008, 17:06 · #

  4. Hallo Ralf, ich glaube dir ja, daß das bei R.TV so gesendet wurde.

    Mich wundert nur, daß z.B. ka-news nicht darüber nichts meldet, dort wird sonst auch über jeden Grashalm berichtet, der im Wildpark umknickt. Falls es nun tatsächlich einen Investor geben würde, wäre das eine kleine Sensation und sollte die Stadiondebatte doch massiv beeinflussen?
    Außerdem wundert mich der neue Standort Stutensee, wo sich Herr Metzger bei der Podiumsdiskussion doch so vehement und eindeutig für den Standort “Gleisdreieck” eingesetzt hat.

    Ein Mandat hat er definitiv nicht. Soweit ich es mitbekommen habe, hat er aber auch keinerlei Forderungen gestellt, Einfluß auf irgendwelche Gremien genommen oder gar das Thema in den Brettener Gemeinderat getragen. Er bittet lediglich in der Öffentlichkeit darum, daß seine Ideen “unaufgeregt” in Betracht gezogen werden.

    Grundsätzlich sollte meiner Meinung nach auch niemand davon abgehalten werden, Investoren für einen Stadionneubau zu gewinnen. Unter der Voraussetzung natürlich, daß dies konstruktiv und zum Wohle des KSC bzw. der Stadt Karlsruhe geschieht. Bisher hatte ich zumindest den Einduck, daß dies hier der Fall ist.

    KAIpolista · 25. April 2008, 13:00 · #

  5. Metzger legt verbal nach … Freunde werden er und die SPDler sicher nicht mehr ;)

    Beate · 2. Mai 2008, 08:53 · #

  6. Ehrlich gesagt finde ich den Blogeintrag nahe an der Grenze des Unverschämten. Metzger hat nicht einmal in seiner Funktion als OB gesprochen, stellt sich in der Stadionfrage lediglich als KSC-Fan dar, dem das ganze Hickhack ums Stadion (verständlicherweise) unverständlich ist, da es in Bretten in solchen Fragen anders abläuft. Dort arbeiten alle Hand in Hand (ja, auch die SPD!) und siehe da: es läuft.

    Eine solch persönliche Meinung, wie sie hier im Blog vertreten wird, ist kein guter P2P-Journalismus. Ich habe das Gefühl, dass diese Plattform dazu benutzt wird, den Frust über die Unfähigkeit der eigenen Stadtverwaltung gepaart mit dem darüber, dass ein Amtsträger aus einem kleinen Kraichgaustädtchen daherkommt und einfach mal Vorschläge macht (und damit selbstverständlich und höchstwahrscheinlich auch in vollster Absicht die ganze Breite der städtischen Posse aufzeigt), auszulassen.

    Karlsruhe könnte sich sehr glücklich schätzen, einen solch umtriebigen OB zu haben, dem es mit Verlaub sch***-egal ist, was die anderen Leute/Fraktionen (die eigene miteingeschlossen) über ihn denken, der einfach macht, was für die Bürger gut ist, der samstags als Kapo mit Freiwilligen denkmalgeschützte Gebäude saniert, kurz: einer, der sich mit vollster Kraft für seine Bürger einsetzt.

    Der Vergleich mit dem Blumenstreit und dem daraus folgenden Schluss, in Bretten sei nichts zu tun, ist völlig misslungen. Die Stadionsache ist Freizeitbeschäftigung, die man einem “normalen” Arbeitnehmer wohl auch nicht verübeln wollte.

    Zum Schluss noch eins: Lieber die Klappe halten, bevor sich die Welt an solch sinnlosen Blogeinträgen aufhalten muss. Sicher, ich habe jetzt auch darauf reagiert, dies aber nur zu dem Zweck, dass dieser Mist hier möglichst schnell zur Wahrheit gedreht wird.

    cincinnati · 6. Mai 2008, 11:39 · #

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