Verein vs. Fans - Schlechte Stimmung beim KSC

Nach den Vorkommnissen in Stuttgart hängt im Umfeld des Karlsruher SC vor dem heutigen Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg ordentlich der Haussegen schief. Dabei agieren die Verantwortlichen des KSC in der Öffentlichkeit außerhalb des Rasens bemerkenswert ungeschickt.

Zu Beginn der Woche versäumte man es in Sachen »Arschloch-Affäre«, seinem Spieler Maik Franz ähnlich öffentlich den Rücken zu stärken, wie der Stuttgarter Coach Veh das für seinen Stürmer »Maria« Gomez tat. Wer in R.TV das süffisante Schweigen und Grinsen von Maik Franz auf eine diesbezügliche Nachfrage gesehen hat, kommt zu dem Schluss, dass unser Abwehrrecke das wohl auch so sieht…

Richtig unglücklich wurde es dann zu Wochenmitte, als KSC-Manager Rolf Dohmen beschloss, als Reaktion auf die »Raketen-Affäre« in Stuttgart ab sofort den »strafenden Onkel Dohmen« zu geben. Kann man für genauere Kontrollen bei der Ausgabe der Auswärtskarten (wenn auch nur mit viel Wohlwollen, das deutsche Recht kennt keine Kollektivbestrafung) ein gewisses Verständnis aufbringen, so ist das Verbot des Capo (der Vorsänger auf dem Podest vor dem Fanblock) mit der Begründung (Zitat) »Uns erreichen immer mehr Zuschriften von Eltern, deren Kinder auf der Gegengerade stehen. Sie beklagen sich über derbe Schmährufe, die immer wieder angezettelt werden.« die Lachnummer schlechthin. Das ist ein Fußballstadion, nicht das philosophische Quartett.

Wenn es diese »beschwerenden Eltern« tatsächlich gibt und das nicht nur eine freie Erfindung zur Begründung der Kollektivstrafe ist, so kann man jenen Damen und Herren nur empfehlen, es doch mit ihrem missratenen Wohlstandsnachwuchs einmal hier zu versuchen, dort sitzt man brav wie in der SAP-Werkskantine, genau das richtige für Wohlstandseltern mit »Kevin an Bord«-Kleber auf dem Kombi und ihrem verhätschelten Nachwuchs…

Zusätzlich strich der KSC einen Bericht über die Scheckübergabe des »Moser rockt«-Benefizkonzert aus der Stadionzeitung. Und beschwerte sich außerdem darüber, dass der harte Kern der Anhänger »schwarze Kutten« trägt. Jene schwarzen Kapuzenhoodies mit Frakturschrift(!), die der Verein lukrativ selbst im Fanshop verkauft, sind neuerdings das Zeichen für »Achtung, böser Fan«. Spätestens jetzt ist die Reaktion weit überzogen.

Und wie man den BNN von heute entnehmen darf (Nr. 52/08, S. 31), kritisiert Dohmen auch noch die Arbeit des Fanprojekts. Sportbürgermeister Denecken stellte sich sofort hinter das Fanprojekt und erinnerte daran, dass das Fanprojekt Sozialarbeit und keine hilfspolizeiliche Stelle zur Ermittlung gegen die Raketentäter von Stuttgart sei.

Gestern (Freitag) abend versammelten sich die Fanklubs im Fanprojekt und beschlossen, das heutige Spiel gegen Wolfsburg zu boykottieren. Nicht, um sich mit den Raketenwerfern von Stuttgart zu solidarisieren, sondern um klar zu machen, dass Dohmens Bestrafungsaktionen nach dem Gießkannenprinzip nicht akzeptabel sind. Man darf gespannt sein, ob der Fanblock heute wirklich leer bleibt. Die Stimmung beim Heimspiel ist jedenfalls gründlich versaut.

KSC-Manager Rolf Dohmen darf sich auf sportlichem Gebiet eindeutig als Baumeister des KSC-Wunders feiern lassen, aber agiert in der Öffentlichkeit und im Umgang mit den Fans derartig unglücklich, dass der Verein ihm dafür jemanden zur Seite stellen sollte. An einer weiteren Eskalation kann schließlich niemandem gelegen sein. Der KSC braucht seine Fans, denn der Support der Häppchenschlürfer im VIP-Zelt während eines Spiels hält sich doch arg in Grenzen, damit gewinnt man keine Heimspiele. Andererseits müssen einigen der Fans Grenzen aufgezeigt werden, Aktionen wie die in Stuttgart dürfen sich nicht wiederholen.

Ach ja, Fußball wird auch noch gespielt. Heute, 15:30 im Wildpark gegen den VfL Wolfsburg.

Geschrieben am 1. März 2008 von Ralf G. /

Kommentare

  1. zu Kapuzenhoodies: … und von Kindernhände in Asien genäht.

    Einen Tag danach: Respekt vor dem Fanclub für eine solche Geschlossenheit. Selbst das Handelsbatt(!) schreibt darüber.

    Bemerkenswertes spielte sich während der Partie nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf der Tribüne ab. Nachdem die KSC-Verantwortlichen im Anschluss an die Ausschreitungen während des Baden-Württemberg-Derbys beim VfB Stuttgart (1:3) in der vergangenen Woche ein härteres Vorgehen gegen die so genannten Problemfans angekündigt hatten, blieb ein Fanblock der Gastgeber aus Protest gegen diese Maßnahme leer.

    Oliver N. · 2. März 2008, 12:56 · #

  2. Das ist ein Agenturartikel. ;O)

    Die Stimmung war bedeutend “getragener” als sonst im Wildpark, manchmal waren sogar die 10 Wolfsburger laut und deutlich zu hören. Die Mannschaft hat dann die Stimmung gehoben, durch die beiden Treffer zum Sieg. Aber wenn man gewinnt, kann jeder jubeln. ;-)

    Wir brauchen jeden Anhänger, alle Beteiligten sollten sich zusammenreißen.

    Ralf G. · 2. März 2008, 19:12 · #

  3. Anfeuern der eigenen Mannschaft ist ok, aber die gegnerische Mannschaft beleidigen und beschimpfen ist nicht ok.
    Die schwarzgekleideten Ultras sind meist doch recht assi und interessieren sich eigentlich nicht für das Spiel, sondern sind hauptsächlich damit beschäftigt, Gegner und Schwaben zu beleidigen. Ich habe es selbst in Frankfurt miterlebt!
    Ist das der Sinn der Sache? Was hat das mit Fußball zu tun? Mein Sohn ist nicht missraten und das soll auch so bleiben. Daher sollen solche Assis mit ihren Raketen zuhause spielen..

    Karl S. Ruhe · 3. März 2008, 12:28 · #

  4. Karl, Schmähgesänge gegen den Gegner und die Lieblingsfeinde gehören zum Fußball. Das war auch schon vor 30 Jahren so. Und man sollte sich davor hüten, bestimmte Fangruppen pauschal über einen Kamm zu scheren, nur weil einem das Auftreten nicht passt.

    Aber wenn wir schon beim pauschal abmotzen sind: 70% der “Anti-Ultras” in A1, Kurven- und Haupttribüne, die um das Seelenheil ihrer ja ach so empfindlichen Kinder fürchten, wenn ein “Stuttgarter A*schl*scher” angestimmt wird (also nur das, was Frau Gomez immer im Fernsehen sagt), sind Modefans, die durch den Erfolg angelockt worden sind und von denen ich in Zweitligazeiten niemanden gesehen habe. Wohingegen die angeblich “Assis” auch in den weniger guten Zeiten da waren. Auf welche Kategorie Fans kann man als Verein da wohl eher verzichten?

    Es kann nicht sein, dass der die Gesellschaft sowieso schon prägende Gesinnungs- und Jugendschutz-Terror der Wohlstandseltern nun auch noch im Fußballstadion greift. Wenn Ihr meint, dass die Gesänge im Wildpark schlecht für die armen armen empfindlichen Kleinen ist, schickt sie halt nach Hoffenheim.

    Ralf G. · 3. März 2008, 12:42 · #

  5. 1. Ich war auch zu Regionalligazeiten treuer Fan vom KSC und fand auch da diese Hassgesänge scheiße. Ich verstehe und “Fan sein” die eigene Mannschaft anzufeuern. Ein wenig den Gegner ansticheln ist ok, aber bitte nicht ganz so niveaulos. Und wenn ich beim Spiel in Frankfurt dauernd Anti-Schwaben-Gesänge höre, dann frage ich mich, wie das die eigene Mannschaft anfeuern soll..
    2. Ich weiß nicht, wieso immer von “Wohlstandseltern” die Rede ist, nur weil ich mir Gedanken um die Entwicklung meines Sohnes mache. Viele machen sich keine Gedanken und das Ergebnis kannst Du auf der Straße sehen: respektlose, gewaltbereite Kids ohne Anstand!
    3. Es wird immer wieder Hoffenheim erwähnt. Kommt da der Neid durch, daß dort das Geld schneller fließt? Daß deren Stadion längst fertig ist, bevor in KA die Schaufel in die Hand genommen wird? Man könnte es meinen..

    Karl S. Ruhe · 3. März 2008, 14:10 · #

  6. Hoffenheim steht praktisch exemplarisch für alle Fehlentwicklungen des modernen Fußballs: Keine Tradition, keine Fans, gekaufter Erfolg durch (zugegebenermaßen hervorragende) teure Einkäufe. Fußball als Fremdkörper in einer Nicht-Fußball-Umgebung. Wenn das Erfolg hat: Gute Nacht, Fußball.

    Wenn das neue Stadion fertig ist, werden dort mangels traditioneller Fans die Modefans in rauen Mengen hinziehen. Und beim ersten Misserfolg wegbleiben. Danke, dann stehe ich lieber in einer “Wildpark-Ruine” mit einer wilden Horde Fanatiker auf den Rängen.

    Aber die Auswärtsfans der ersten Liga dürfen sich auf ein leicht “zu übernehmendes” Stadion in Sinsheim freuen.

    Ralf G. · 3. März 2008, 20:14 · #

  7. Ich bin stolz auf unseren KSC und unser Wildparkstadion als eine der letzten Bastionen des altehrwürdigen Fußballs. Wenn ich mir die anderen anschaue,

    - wo Stadion-DJs jeden Moment der Stimmung töten (Beispiel Dortmund, wo nach dem Schlußpfiff des WM-Halbfinales mit dem deutschen Ausscheiden sofort “Die Hände zum Himmel” aufegelegt wurde

    - wo das traditionelle Vereinswappen zugunsten einer besseren Vermarktbarkeit in Asien frisiert wurde (Beispiel Stuttgart, wo die Fraktura etwas entschärft wurde und das Gründungsjahr entfernt wurde oder “1899 Hoffenheim”)

    - wo man erstmal eine Bezahlkarte für 10€ zum Erwerb einer Bratwurst kaufen muß und diese gerade als “Gast” nicht mehr los bekommt (Beispiel Köln)

    dann sage ich: Wieder den modernen Fußball! Gebt uns Fans unser Spiel zurück! (Notfalls in der zweiten Liga)

    badenso · 3. März 2008, 21:41 · #

  8. Hm, ob Du Dich da vielleicht mal nicht täuschst. Vor 1899 gab es die TSG und die spielte schon jahrelang guten Fußball. Fans hatte der Verein auch schon immer, aber halt nicht vergleichbar mit einer Stadt wie Karlsruhe. Ist halt auch 100mal kleiner. Hopp wollte die TSG u.a. mit Waldhof Mannheim “fusionieren”. Aber die wollten nicht. Gurken sie halt weiter in der Oberliga rum. Das Stadion wollte er in Heidelberg bauen, aber die Stadt HD wollte nicht. Auch selbst schuld. Gibt es halt neue Arbeitsplätze in Sinsheim. Schon schön dumm, wie manche eine große Chance nicht annehmen wollen. Natürlich ist klasse, wenn ein Verein eine große Fanbasis und Tradition hat, aber Hopp möchte halt der Region etwas bieten, da diese sich nach großem Fußball sehnt, nachdem der Waldhof immer weiter versackt. Ist das so verwerflich? Er könnte wie die meisten anderen Millionäre sein Geld bunkern. Tut er aber nicht. Er investiert einen Teil in die Region, in seine Heimat. Man sollte zudem wissen, daß Hopp einiges an Geld für gute Zwecke in der Region spendet. Ein Abramovich läßt bei Chelsea sein Geld nur wegen seinem Ego fließen. Er will Erfolg mit seinem Namen verbunden sehen. Ein Hopp will auch Erfolg. Aber für die Region und nicht für sein Ego. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied.
    Jede Tradition hat irgendwann einmal begonnen. Vielleicht beginnt die Tradition von 1899 gerade in diesem Moment? Ich kann es zumindest nicht hören von wegen “Hopp erkauft sich den Erfolg”. Ja fließt denn beim KSC kein Geld?? Frag mal die Dorfvereine, wer ihnen die jungen Talente wegkauft. Das nennt der KSC dann auch noch “Jugendarbeit”. Zum totlachen! Hopp hingegen baut ein Fußballinternat. Er weiß, was wichtig ist. Der KSC hingegen verschläft immer alles. Daher ist meiner Meinung nach viel Neid dabei, wenn über Hoffenheim und Hopp gelästert wird. Oder würdest Du Dich über einen brasilianischen Top-Neuzugang beschweren? Ich denke nicht..

    Karl S. Ruhe · 3. März 2008, 22:02 · #

  9. @ badenso – Ist die Musik im Wildpark soviel besser? Da kommt auch viel Bullshit! “KSC olé olé” ist zudem nur eine billige Möchtegern-Vereinshymne. Werbung macht auch im Wildpark jegliche Stimmung vor dem Spiel kaputt. – Glaubst Du etwa, daß sich das KSC-Wappen im Laufe der Jahre nicht verändert hat? Da täuschst Du Dich aber! Zudem hat sich der KSC nach den UEFA-Cup-Erfolgen auch besser vermarkten wollen. Aber wie so oft amateurhaft und erfolglos. Und jetzt “Willi Wildpark”. Ich lach mich kaputt! – In großen modernen Stadien ist es einfach unabdingbar, daß solche Bezahlsysteme existieren. Dafür kann man in den 15 Minuten Pause auch eine Wurst und ein Bier kaufen und ist wieder pünktlich auf seinem Platz (z.B. so geschehen in Frankfurt). Andere KSC-Fans waren auch davon begeistert. Im Wildpark ist sowas eine Aktion von einer halben Stunden und man muß sich zu seinem Platz kämpfen.

    Irgendwie ist für euch alles scheiße, was neu ist. Dann müßt ihr aber auch auf der Gegengerade stehen bleiben, bis sie altersbedingt einstürzt..

    Karl S. Ruhe · 3. März 2008, 22:15 · #

  10. http://www.11freunde.de/bundesligen/109058

    wahre worte · 4. März 2008, 11:26 · #

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