Weihnachtsgeschäft auf den letzten Rabatt

Die Devise der Karlsruher scheint klar zu sein. Schnäppchenkauf ist in diesem Weihnachtsgeschäft für den Einzelhandel angesagt. Rabatt, Rabatt auf Rabatte und noch einmal Rabatt mit der Rabattkarte. Der Verbraucher scheint sich nur noch über die Notwendigkeit "Rabatt" an die Kassen locken zu lassen. Rheinhold Nauman, Leiter des Karlsruher Herrenbekleiders Hiller, bekommt gegenüber ka-news.de das Stirnenrunzeln, wenn er ans Rabattgesetz denkt. Der Handel mache es sich selber schwer in der Rabattschlacht, aber auch Hiller rabattierte fleissig mit. Schuld daran ist natürlich der Konsument, denn wer mehr bezahlt ist blöd, sagt der Händler. Und der ist die Mutter aller Schnäppchen.

Rabatt von Gustav Heiner Weihnachten als Rabatt-Schlacht? Wie tief muß Konsument und Händler noch sinken? Es sind Dinge wie Aufmerksamkeit, Werte, eine Lebensqualität die ich verschenken möchte. Genau dies muß sich in meinem Geschenk wiederspiegeln. Und nicht der Erfolg beim Rabattjagen. Es ist die Beachtung die mir geschenkt wird, wenn ich ein Geschenk überreiche. Will ich mir diese Beachtung, die mir wiederfährt, durch einen Rabatt erkaufen? Sinnlichkeit möglichst billig geniessen? Menschen, die noch ein kleines bißchen Wertgefühl in sich tragen, werden sich nicht an der Rabatt-Schlacht beteiligen. Wer in Gottes Namen - und um den geht es im übrigen in der Weihnachtszeit - will sich Socken schenken lassen? Die Untugend "Geiz ist geil" läßt die Händler nicht mehr los, in Karlsruhe, in der Weihnachtszeit. Claudia Klinger schreibt in Kolumnen.de: "Ich bin keine gute Konsumentin. Wenn ich wenig Geld habe, und das ist die meiste Zeit so, dann kaufe ich lieber gar nichts, als dass ich lange nach etwas Billigem herumsuche." Sie ist nicht die Einzige und sie wird dieses "Fehlverhalten" auch nicht zur Weihnachtszeit ablegen. Konsumenten, die sich am Wühltisch nicht beteiligen, sind nicht etwa arm - sie wollen sich billig nicht leisten. Kriegsverweigerer auf dem Schlachtfeld der Rabatte, zum Verdruss der Händler. Da helfen auch Märchenzauber, ein weltgrößtes Lebkuchenhaus, das eine Woche später nur noch zweitgrößtes ist, und eine groß angekündigte Schlittschuhbahn vor dem Karlsruher Schloß, die sich bei elf Grad als Kinderplanschbecken entpuppt, nicht weiter. Der Karlsruher mit Wertgefühl meidet die Rabatt-Innenstadt. "Wir sind mit dem Weihnachtsgeschäft eigentlich immer recht zufrieden, weil wir in dieser Zeit keinen sonderlichen großen Aufwand betreiben, wie etwa der Einzelhandel in den großen Städten." Somit weniger Trubel, weniger Hektik, das honoriert der Kunde, zitiert das Wochenblatt Hartmud Benz, Vorsitzender der Werbegemeinschaft aus Weingarten. Wird hier ein neues Kapitel, was Karstadt und Co. von B-Zentren lernen können, aufgeschlagen? Die Arbeitsgemeinschaft der Gewerbetreibende in Stutensee meldet sich im Wochenblatt mit den Worten "Aber wir jammern nicht. Eher haben wir den Eindruck, dass die meisten Geschäfte bei uns von den Bewohnern Stutensees unterstützt werden". Schaut her, die machen Geschäfte ohne Rabatte. Unglaublich, was?

Geschrieben am 23. Dezember 2003 von Oliver N. /

Kommentare

  1. Der Händler ist natürlich in einer Zwickmühle, den "verkaufen" muß er etwas. Und der Rabatt soll ja als Lockvogel dienen. Ob das zur Weihnachtszeit zum Kaufargument werden muß, ist in der Tat fraglich.

    Klaus Weber · 24. Dezember 2003, 09:36 · #

  2. Vielleicht will der Konsument aber einfach nicht kaufen.

    Hannelore · 24. Dezember 2003, 15:14 · #

  3. Die Leserbriefe der BNN zeigen sich auch nicht gerade begeistert von "Märchenzauber" der Karlsruher City.

    Ulf Homm · 25. Dezember 2003, 15:08 · #

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