Karlsruher Forscher erhält Akademiepreis 2004

Dem Forschungsteam des Physikers Christian Pfleiderer von der Universität Karlsruhe und dem Forschungszentrum Karlsruhe ist ein beachtlicher Durchbruch gelungen: Sie haben eine bislang unbekannte magnetische Ordnungsstruktur entdeckt. Kommenden Samstag verleiht die Heidelberger Akademie der Wissenschaften Pfleiderer für seine Entdeckung den mit 6.000 Euro dotierten Akademiepreis 2004.

Seit ihrer Entstehung als wissenschaftliche Disziplin im 19. Jahrhundert gibt es in der Festkörperphysik drei magnetische Ordnungszustände: Im "ungeordneten Zustand" zeigen die magnetischen Momente in rascher Folge in alle möglichen Richtungen. Bei "langreichweitiger Anordnung" weisen sie in bestimmte Richtungen. Sind sie "glasartig", so sind sie in alle möglichen Richtungen eingefroren. Die Entdeckung der vierten Form der Ordnung versetzt die Fachwelt in Staunen.

Der neue Zustand wurde folgendermaßen entdeckt: Bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt und bei Drücken oberhalb von 15.000 Atmosphären entwickelte das Metall Mangansilizium (MnSi) ungewöhnliche Eigenschaften. Die langreichweitige spiralförmige Anordnung der magnetischen Momente löst sich nur zum Teil auf. Die Spirale bleibt bestehen, aber die Richtung der magnetischen Spirale kann in dem neuen Zustand nicht mehr eindeutig bestimmt werden. Bei dem neuen Zustand gibt es eine Ähnlichkeit mit Flüssigkeitskristallen, die sich ebenfalls in einem Zwitterzustand befinden: sie sind gleichzeitig kristallin und geschmolzen. Möglicherweise ist die neu entdeckte magnetische Ordnung gar das Kennzeichen einer ganz neuen Klasse von Metallen, spekuliert Pfleiderer.

Pfleiderer forscht schon seit 14 Jahren auf diesem Themengebiet und betreibt reine Grundlagenforschung. Eine praktische Nutzung steht dabei nicht im Vordergrund, aber Pfleiderer ist vom Zukunftspotenzial der Erkenntnis überzeugt: Wenn ich jedoch spekulieren darf, so könnte unsere Forschung eines Tages neue Speichermedien in der Informationstechnik ermöglichen. Diese würden auf einer Nanoskala um ein Vielfaches höhere Speicherkapazitäten bieten als alles, was uns gegenwärtig machbar erscheint. (pm)

Geschrieben am 9. Juli 2004 von Beate P. /

Kommentare

Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.