Joelle Tuerlinckx, Willem Oorebeek: BILD, oder Mit dem Fuß in der Realität

Nach der documenta 11 widmet der Badische Kunstverein erstmals hierzulande der belgischen Künstlerin Joelle Tuerlinckx (1958 in Brüssel geboren) eine große Ausstellung, zu der sie den holländischen Künstler Willem Ooerbeek (1954 in Rotterdam geboren) hinzugeladen hat. "S'expliquer" - sich erklären - einander und dem Publikum gegenüber: unter diesen Begriff stellen beide Künstler ihre Zusammenarbeit in Karlsruhe.

Joelle Tuerlinckx besuchte den Badischen Kunstverein bereits vor einem Jahr und erklärte, sie werde sich mit der spezifischen Zeiträumlichkeit seines Gebäudes - einem in der Bel Etage von Jugendstil-Elementen durchsetzten Neo-Barock der vorletzten Jahrhundertwende - auseinandersetzen. Ich durchschreite Räume und erkunde die spezifischen Zeitsegmente bei jeder dieser Passagen, ich beobachte, wie sich diese Räume mir zeigen. ... ich beobachte, wie der Raum in den Menschen eindringt, der umgekehrt diese Zeitblöcke in sich trägt, die selbst Teil dieser Räume sind, von denen sie überfließen ... Wenn Sehen und Gehen Arbeit ist, dann arbeite ich im Sehen und Gehen, das Schwierigste ist anzuhalten. Ich halte an, entwickle Formen der Sichtbarkeit. Ich mache weiter, bis der Boden zur Wand wird und die Wand ihre Qualitäten oder einfach nur ihren Namen "Wand" bezweifelt, ich arbeite bis das Umgekehrte erscheint knapp unter der Erscheinung, und das ist der Moment , ob das nun die Hand sagt oder der Körper ­ wenn ich das Gebäude werde, wenn ich dieser Stein werde, dieses Fenster, wenn ich das Museum werde ... das ist der Moment, in dem ich anhalte und die Ausstellung beginnt.

Willem Oorebeek, der 1997 den niederländischen Pavillon auf der Biennale in Venedig (gemeinsam mit Aernout Mik) bespielte, arbeitet seit vielen Jahren mit den Mitteln der Drucktechnik und befasst sich mit der Transformation gedruckter Information (Plakate, Zeitungen, Postkarten) in eine veränderte Wahrnehmungssphäre. Diese erreicht er mittels Blow-Up-Verfahren, dem Samplen verschiedener Quellen sowie mit seinen Blackouts, ganzflächig schwarz überdruckten Drucksachen. Das "Blackouten", ein Akt der Auslöschung, gilt Oorebeek als eine positive Tat: das Bild wird nicht nur auf überraschende Weise hochästhetisch, sondern führt zugleich zu einer neuen Lesbarkeit. Das Bild wird, so Willem Oorebeek, vor dem eindimensionalen Blick gerettet.

Öffnungszeiten: 04.07. -­ 05.09.2004, Di-Fr 11-19 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr. (pm)

Geschrieben am 4. Juli 2004 von Beate P. /

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