Ständehaussaal wieder eröffnet: "In neuem Glanz und alter Fassung"

Das Weihnachtsgeschenk entpuppte sich als Katastrophe. Am 24. Dezember 2003 verursachten Korrosionspartikel ein Leck im Stahlrohr. Danach plätscherte Frischwasser von der Empore herab in den Ständehaussaal. Dort gefährdete das Nass den gesamten Kellerbereich und eine Trafostation, die die Innenstadt mit Strom versorgt, informierte Sparkassendirektor Ralph Ganz. Der Geschäftsführer der Ständehaus Bauträger- und Verwaltungsgesellschaft mbH beschrieb das Ausmaß der Schäden, das jetzt mit einem finanziellen Aufwand von 250.000 Euro beseitigt wurde.

Hausmeister und Nachtwächter haben sich als Notfallmanager bewährt, lobte Andrea Krieg, die Leiterin der Stadtbibliothek, ihre Mitarbeiter vor Ort. Sie selbst wurde am ersten Weihnachtsfeiertag zu den überfluteten Tatsachen gerufen.

In nur vier Monaten wurden die Sanierungsarbeiten bewältigt, berichtete Stadtdirektor Lars Dragmanli, der Leiter des Hochbauamtes Karlsruhe. Der Boden musste ausgehoben und viel Bauschutt abtransportiert werden. Die Bibliotheksbesucher, immerhin 1.500 Gäste, zeigten Verständnis. 12 Baufirmen waren parallel im Einsatz; bis zu 35 Bauarbeiter werkelten gleichzeitig an der überfluteten Basis. Dabei musste das Kellergeschoss hermetisch abgeriegelt werden, um die Bücher der Bibliothek vor dem Wasserdampf zu schützen. Eine generalstabsmäßige Herausforderung, so Dragmanli.

Jetzt wurde der Ständehaussaal "in neuem Glanz und alter Fassung" an die Nutzerin zurückgegeben. Ab sofort ist die Stätte wieder für Ausstellungen und Lesungen, als Erinnerungsstätte und Sitzungssaal für die Öffentlichkeit zugänglich.

Immerhin ruht der Ständehaussaal auf historischem Grund und Boden. Dort signalisiert der Grundstein zum ersten Parlamentsgebäude Deutschlands die Wurzel der Demokratie. Das Kellergeschoss wurde 1820 noch von Friedrich Weinbrenner gebaut. Nach seiner Entlassung aus fürstlichen Diensten vollendete sein Vetter, Friedrich Arnold, das Ständehaus. Weite Teile des Gebäudes wurden im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs in Schutt und Asche gelegt. Erst 1993 schloss sich die Baulücke wieder. 10 Jahre später dann der Wasserrohrbruch, der in Rekordzeit behoben wurde. Vier Monate nach dem Schadensfall ist der Ständehaussaal wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. (pm)

Geschrieben am 16. Mai 2004 von Beate P. /

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