Kostenlose Fahrradmitnahme im Schienenverkehr vor dem Aus

Eine Hiobsbotschaft für alle Fahrradnutzer kommt aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium. Kaum wurden mit Beginn des Frühlings die Fahrräder als alternative Verkehrsmittel und Freizeitgeräte wieder aus dem Keller geholt, will Verkehrsminister Müller die kostenlose Fahrradmitnahme im Schienenverkehr beenden. Dies ergibt sich aus der Antwort des Ministers auf eine parlamentarische Initiative der SPD-Landtagsfraktion, in der der Minister das Ende der rege nachgefragten kostenlosen Fahrradmitnahme auf den Bahn-, S-Bahn und Stadtbahnstrecken des Landes bereits zum Jahresende ankündigt. Erst 2002 wurde dieses Angebot nach langjährigem Drängen der SPD eingeführt. Mit der Kündigung der Erstattungsverträge des Landes mit den großen Verkehrsverbünden habe die Landesregierung bereits klammheimlich die Signale für die Fahrradmitnahme beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auf rot gestellt, beklagte die Verkehrsexpertin der SPD, Regina Schmidt-Kühner.

Schmidt-Kühner: Mit kurzfristigen Sparaktionen zu Lasten der Radfahrer wird dem Tourismusland Baden-Württemberg ein Bärendienst erwiesen. Es sei ein Armutszeugnis, dass diese verkehrspolitische Innovation an 1,2 Millionen Euro (Kosten für 2004) scheitern soll, so die SPD-Verkehrsexpertin.

Dabei sei die landesweit kostenlose Fahrradmitnahme im ÖPNV eigentlich immer noch in der Aufbauphase. Das bisherige Angebot stelle noch einen bunten Flickenteppich dar, der die Fahrradfahrer oft mit kniffeligen Tariffragen konfrontiere. Wer z. B. von Schorndorf nach Crailsheim sein Rad mitnehmen wolle, dürfe dies die ersten zwei Stationen bis Plüderhausen kostenlos tun, von Plüderhausen bis Aalen werde eine Fahrradkarte benötigt, ab Aalen seien wieder 3 Stationen umsonst, und dann müsse bis zum Ziel in Crailsheim erneut für das Zweirad gezahlt werden. Statt diesen wenig kundenfreundlichen Tarifdschungel für die Radfahrer zügig zu einer landesweit kostenlosen Mitnahmemöglichkeit auszubauen, mache Verkehrsminister Müller der Fahrradmitnahme nun den Garaus, kritisierte Regina Schmidt-Kühner. Dabei bestätige die Landesregierung in ihrer Antwort selber, was allgemein bekannt sei: die Bedeutung der kostenlosen Fahrradmitnahme im Freizeitbereich bzw. Tourismus habe ständig zugenommen.

Schmidt-Kühner erinnerte daran, dass Baden-Württemberg für das Projekt kostenlose Fahrradmitnahme 2003 der bundesweit ausgeschriebene Preis "best for bike" zuerkannt wurde. Und noch vor vier Wochen habe die Landeshauptstadt Stuttgart Dank dieses Angebotes bei einer Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs zum Fahrradklima in den deutschen Städten positiv punkten können. Im Rahmen der Preisverleihung "best for bike" habe das Verkehrsministerium noch im September des vergangenen Jahres bekundet: Der Preis sei für das Ministerium Bestätigung des eingeschlagenen Weges, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Fahrradverkehr in Baden-Württemberg bestmöglichst zu unterstützen.

Schmidt-Kühner: Wer 2003 stolz ein Preisgeld kassiert, darf nicht 2004 die Fahrradmitnahme aufs Abstellgleis schieben. Sollte das Ministerium seine für die dynamische Entwicklung Baden-Württembergs zum Fahrradland verhängnisvolle Sparentscheidung nicht doch noch zurücknehmen, müsse dieser Preis umgehend zurückgegeben werden. (pm)

Geschrieben am 21. April 2004 von Beate P. /

Kommentare

  1. "shit", sag ich da

    J.A. · 21. April 2004, 21:10 · #

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