(Wohn)Eigentum in der Stadt

Die Stadt möchte in der Wohnungspolitik gezielt um junge Familien "werben". Intention ist, mit einem ansprechenden Angebot Familien in der Stadt zu halten. Denn vor allem diese Personengruppe wandert verstärkt ins Umland ab, um sich den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Daneben verliert Karlsruhe Haushalte mit höherem Einkommen, weil sie für ihre Wohnansprüche in der Stadt kein Grundstück finden. Das hatte die Studie des Marktforschungsinstituts "Empirica" zur Wohnungsnachfrage in der Wohnungsmarktregion Karlsruhe ergeben.

Konsequenzen aus der Untersuchung hatte der Planungsausschuss in nichtöffentlicher Sitzung unter Leitung von Bürgermeister Ullrich Eidenmüller diskutiert. Das Gremium folgte mit großer Mehrheit der Empfehlung der Verwaltung, die Erkenntnisse der Untersuchung in ein Wohnungsprogramm "Eigentum in der Stadt" einfließen zu lassen. Neben der Förderung vor allem junger Familien soll das Programm ein Marketingkonzept beinhalten. Intention ist, alle potentiellen Häuslebauer davon zu überzeugen, dass es sich bei der Immobiliensuche durchaus lohnt, sich auch in der Fächerstadt umzuschauen. Dargestellt werden sollen unter anderem die Vorteile der einzelnen Wohngebiete in Karlsruhe, etwa Gebäudestruktur, Kinderfreundlichkeit, ÖPNV-Anbindung oder auch Grün- und Erholungsflächen. Thematisiert wird zudem die in der Studie von manchen "Abwanderern" eingeforderte Flexibilität bei der Hausgestaltung. Dabei gelte es, so die Diskussion im Ausschuss, individuelle Gestaltungsfreiheit und städtebauliche Qualität unter ein gemeinsames Dach zu packen. Vorgesehen ist, das Wohnungsprogramm bis Ende dieses Jahres zu erarbeiten. Neben der Konversionsfläche in Neureut verfügt Karlsruhe in den nächsten Jahren vor allem mit dem ehemaligen Kasernenareal in Knielingen über größere Flächen für Wohnungsbau. Hier soll nun ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Grundlage wird der städtebauliche Entwurf sein, den das Architekturbüro Rosenstiel erarbeitet hat. Das Architekturbüro hatte im Mai vergangenen Jahres den städtebaulichen Wettbewerb für die Konversion des Militärgeländes gewonnen. Die damalige Planung wurde nun in Abstimmung mit der Konversionsgesellschaft Karlsruhe, die Eigentümerin des 31,6 Hektar großen Areals ist, sowie den städtischen Fachämtern weiter entwickelt. Dabei wurden die Anregungen der Wettbewerbsjury berücksichtigt und die Planung vertieft. Erhalten blieb neben der großzügigen Durchgrünung des Areals die - auch von den Preisrichtern hervorgehobene - Flexibilität der Konzeption, die es erlaubt, in den nächsten Jahren auf den jeweiligen Bedarf zu reagieren. Derzeit gefragt sind, wie auch die "Empirica-Studie" belegt, verstärkt Einfamilienhäuser, weshalb dieser Anteil erhöht wurde, zudem gibt es mehr nach Südwesten orientierte Wohneinheiten. Die Gewerbegrundstücke im Osten des Gebiets wurden so vergrößert, dass die Erschließung aller Grundstücke direkt über die Sudetenstraße erfolgen kann. Kindergarten, Grundschule sowie Alten- und Behindertenwohnheim liegen an der zentralen Erschließungsachse in Verlängerung der Annweiler Straße. Da für das ehemalige Gerichtsgebäude an der Pionierstraße keine wirtschaftlich tragfähige Nachfolgenutzung gefunden wurde, soll das Gebäude nun definitiv abgerissen werden. Das großflächige Keramikrelief wird jedoch gesichert. Wo die Majolikabilder künftig zu sehen sein werden, ist noch nicht entschieden. Für das künftige Sanierungsgebiet Innenstadt-West liegt die Bestandsaufnahme vor. Sie belege, wie Werner Gerhardt vom Büro für Stadtplanung "Voegele und Gerhardt" im Planungsausschuss ausführte, die Notwendigkeit, für das Quartier im städtebaulichen, infrastrukturellen und sozialen Bereich etwas zu tun. Das Büro war mit der sogenannten "Vorbereitenden Untersuchung" beauftragt worden. Eine hohe Fluktuation kennzeichne das Areal, in dem rund 4 900 Menschen in etwa 2 900 Wohnungen leben. Zudem seien eine vergleichsweise hohe Arbeitslosenquote und ein hoher Anteil einkommensschwacher Haushalte zu verzeichnen. Nur rund ein Drittel der befragten Bewohner meinten, sie würden sich in ihrem Wohnumfeld wohlfühlen. Als Handlungsfelder für das Quartier südlich der Amalienstraße nannte Gerhardt die Bereiche soziale Integration, Gebäudesubstanz und Wohnumfeld sowie Plätze, Grünflächen und Verkehr, außerdem Nahversorgung und lokales Gewerbe mit dem Ziel der Imageverbesserung. Im Blick haben müsse man im Besonderen den "Brennpunkt" Leopoldschule. Im nächsten Schritt wird dem Gemeinderat der Satzungsbeschluss zum Sanierungsgebiet zur Zustimmung vorgelegt. Die Innenstadt-West soll über das Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die Soziale Stadt" aufgewertet werden. Nach dem "Startschuss" im Gemeinderat sollen die Bürgerinnen und Bürger über ein moderiertes Verfahren motiviert werden, sich an der Aufwertung ihres Quartiers zu beteiligen. (pm)

Geschrieben am 29. März 2004 von Oliver N. /

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