Europäische Kulturtage ohne "Beast on the Moon" - Festival ab 17. April

Mit der Ausstellung "Nennt mich Istanbul" im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) eröffnet die Stadt Karlsruhe am 17. April die 17. Europäischen Kulturtage. Istanbul, die türkische Megametropole, die am Bosporus unterschiedliches kulturelles Denken trennt und verbindet, ist Thema des Festivals bis zum 8. Mai. Die städtische Chefkoordinatorin, Susanne Laugwitz, verspricht sich von dem Festival "Tage der Begegnung, die Trennendes überwinden helfen". Kulturreferent Dr. Michael Heck sieht in der Veranstaltung mit Ausstellungen, Musik, Filmen, Literatur und Theater zudem ein "stabilisierendes Rückrat" für Karlsruhes Ambitionen, Europäische Kulturhauptstadt 2010 zu werden. Nach Vorstellung des städtischen Programmteils im vergangenen November, legte nun das Badische Staatstheater seinen Programmbeitrag vor. Staatstheater und Stadt veranstalten die Kulturtage alle zwei Jahre mit einem neuen Leitmotiv.

Der Generalintendant der Staatsbühne, Achim Thorwald, überraschte die Öffentlichkeit mit der Streichung des kritischen Theaterbeitrags "Beast on the Moon" vom offiziellen Festspielplan. Thorwald reagierte mit seinem Rückzug auf Kritik aus türkischen Reihen. Einen Eingriff in seine künstlerische Freiheit sehe er nicht. Er wolle das Theaterstück nicht zum beherrschenden Thema der diesjährigen Kulturtage werden lassen, sagte der Generalintendant.

Burhan Öcal & The Trakya All Stars

Mit einer eigenen Produktion gastiert das Städtische Theater Istanbul in Karlsruhe. "Sultan Gelin ("Die Braut Sultan") kommt in türkischer Sprache und einer dem türkischen Theater eigenen "theatralischen" Inszenierung auf die Bühne. Die Tragikkomödie schreibt die Geschichte von Frauen, die strengen Sitten und Gebräuchen auf dem Lande zum Opfer fallen. Eine eigenwillige Perspektive wirft auch das zweite Stück des Istanbuler Theaters auf den Shakespeare-Klassiker "Macbeth". Ali Taygun hat die Tragödie nach Mesopotamien verlegt und geht der Frage nach, welche gesellschaftliches Veränderungsprozesse für ein existentes Gemeinwohl notwendig sind. Als Koproduktion des Badischen Staatstheaters mit "Fabrica" (das ist eine Art türkisches ZKM) steht das mulimediale Musiktheater "Credo" auf dem Spielplan. An dem Libretto hat Achim Thorwald mitgeschrieben, der auch für die szenische Umsetzung des Projekts verantwortlich ist. Auf der kommunikationstechnologischen Spielwiese wird es während den Vorstellungen Schaltungen in andere Städte geben. Bei Mozarts "Entführung aus dem Serail" will das Staatstheater original türkische Instrumente in die Badische Staatskapelle integrieren. Die Regie aus Sicht einer Frau räumt auf mit (scheinbaren oder tatsächlichen) europäischen Überlegenheitsgesten: Der Orientale ist nicht der Bösewicht und das Christentum repräsentiert nicht das Gute.

Den unvermeidlichen Ausflug in Tausend und eine Nacht verspricht das Tanzstück für Kinder ab vier Jahren (und junge Erwachsene) "Scheherazade". Zur Musik von Rimskij-Korsakow dreht sich die Choreografie um den Sultan Schahriar, der aus Angst vor Untreue seine Frauen am nächsten Morgen töten lässt. (pm, bild: Burhan Öcal & The Trakya All Stars)

Geschrieben am 11. März 2004 von Beate P. /

Kommentare

  1. Sehr geehrte Damen und herren, Ihr komischer Generalintendant Thorwald hat nicht nur die Stadt Karlsruhe überrascht damit, dass er das Stück "Beast in the Moon" so halb zurückgezogen hat. Diese Memme. Zieht den Schwanz ein, wenn die Freiheit der Kunst auf dem Spiel steht. Er hat auch viele Türken und Türkinnen überrascht. Wo sonst soll denn das Thema Armenien mal diskutiert werden? In der Tükei ist das nicht möglich. Ich frage mich aber auch, und mit mir viele türkische Leute hier in Aachen, warum man in deutschland bei intoleranten Türken so rücksichtsvoll ist. MfG Vallot-Göz

    M. Vallot-Göz · 27. April 2004, 22:59 · #

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