Bis Sonntag läuft die "art Karlsruhe"

Ob Deutschland eine weitere internationale Messe für Kunst braucht, diese Frage wollte auch Professor K. Gallwitz bei der Pressekonferenz der jungen art Karlsruhe nicht eindeutig beantworten. Das Baby stehe auf den Füßen, manchmal falle es um, aber es sei da, machte der Gastredner den Initiatoren, Messe-Chef Claus Hähnel und dem Karlsruher Kurator Ewald Karl Schrade, Mut. Aber den hatten sie ja bereits. Indem sie sich eine Menge zugemutet haben. Nun ist eine Long-Distance Puste nötig, denn, darin waren sich alle einig: Über Erfolg oder Misserfolg des Projekts in den neuen Messehallen entscheiden erst die kommenden zwei Jahre.

Mit einer gut besuchten Vernissage eröffnete am Abend die erste "art Karlsruhe". Bis zum 7. März (täglich 11 bis 19 Uhr) haben Kunstinteressierte Gelegenheit, sich ein Urteil über die Kunst in 82 Galerien zu bilden. Ein Viertel aller ausstellenden Galerien ist in Baden-Württemberg beheimatet, rund die Hälfte kommt aus anderen Bundesländern und ein Fünftel hat sich aus dem Ausland auf den Weg nach Rheinstetten gemacht. Auffallend ist die Teilnahme vieler junger, noch nicht etablierter Kunsthäuser, aber auch, dass nur zwei Galerien aus Karlsruhe bei der Messe-Premiere vor der eigenen Haustür dabei sein wollen. Gallwitz sprach von einer "Selbsthilfeorganisation" von jungen Künstlern, die hier ihr Debüt geben können. Was für Frankfurt gilt, das könnte zuletzt auch für Karlsruhe Gültigkeit behalten. Die Kunstschau in der Hessenmetropole hat Köln und Basel nicht überholen können, das junge Publikum hält ihr aber bis heute die Treue. Ewald Karl Schrade jedenfalls hat Karlsruhe als einen profitablen Standort für die Kunst ausgemacht. Baden-Württemberg sei ein starkes Sammlerland mit einer großen Dichte an Museen und Kunstvereinen, sagt er. Die Messe liege geografisch günstig und sei verkehrstechnisch gut angebunden. Schrade weiß, das alleine positioniert Karlsruhe noch nicht in der kunstorientierten Messelandschaft. Einer zunehmenden Beliebtheit von Skulpturen bei Sammlern und Galeristen wolle er erstens Rechnung tragen. Und zweitens sei es ihm ein Anliegen, einen Schwerpunkt auf One-Man-Shows zu legen, um so Beliebigkeit und Sammelsurium zu vermeiden. Damit eine klare Positionierung der Galerien über den einzelnen Künstler möglich ist, findet der Besucher in der lichten, säulenfreien Messehalle so genannte Kombistände. Die eine Hälfte zeigt das Werk eines Künstlers, auf der anderen Seite stellt die Galerie ihr weiteres Programm vor. Und noch eines könnte das Profil der badischen "art" schärfen helfen: Während einige andere Messen sich auf die Kunst eines Jahrzehnts spezialisiert haben, ist in Rheinstetten das Zeitgenössische in einen historischen Kontext eingebunden. Sonderausstellungen sind der Sammlung Hurrle sowie Stipendiaten der Kunststiftung Baden-Württemberg gewidmet. Fazit nach einem Messetag: Die "Macher" haben über den Beckenrand der deutschen Kunstszene hinausgeblickt, und sich damit die Chance eröffnet, dass die art Karlsruhe zu einem neuen Aussichtspunkt auf die Kunstlandschaft werden könnte. (pm)

Geschrieben am 3. März 2004 von Beate P. /

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