Gedämpft positive Prognosen beim IHK-Neujahrsempfang

karlsruhe.de - Während Sturmtief "Gerda" am Montag den Festplatz unter Wasser setzte und sich der Himmel über Karlsruhe in pessimistischem Grau zeigte, wagte IHK-Präsident Bernd Bechtold im Kongresszentrum eine gedämpft positive Wirtschafts-Prognose für 2004. Gewisse Aufhellungstendenzen gab es bereits im zweiten Halbjahr 2003 und auch die Stimmungs-Indikatoren weisen seit einigen Monaten nach oben, machte Bechtold beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe einen Hoffnungsschimmer am Horizont aus.

Wie jedes Jahr waren mehrere Hundert Selbstständige der IHK-Einladung gefolgt und auch zahlreiche Repräsentanten aus Politik, Verwaltung sowie von Behörden und wissenschaftlichen Einrichtungen nahmen die Gelegenheit wahr, sich über die Haltung der IHK zu wichtigen Themen für die Region zu informieren und im Foyer Meinungen auszutauschen. Thema dürften auch dort - so wie am Rednerpult im Weinbrennersaal - die Reformvorhaben der Bundesregierung gewesen sein, denen Bechtold zumindest zugestand, dass sie in die richtige Richtung gehen. Der Kammerpräsident kritisierte allerdings, dass die Verhältnisse am Arbeitsmarkt ihrer Zeit hinterherhinkten: Die Dienstleistungsgesellschaft - auch besonders in der Region Karlsruhe, wo dieser Sektor sehr schnell wachse - brauche mehr Flexibilität, um sich den Marktveränderungen anzupassen. Denn, so Bechtold: Menschen ohne Arbeit würden diese nur in der Dienstleistung wieder finden. Einen Umsatzschub von 8,4 Prozent hätten aber Mitte 2003 auch die Industriebetriebe der Region verbuchen können, bilanzierte der IHK-Chef, dass letztere damit deutlich besser abgeschnitten hätten als die Südwestindustrie insgesamt mit 2,5 Prozent. Und mit einer Exportquote von rund 33 Prozent werde die TechnologieRegion 2004 auch von der "Aufhellung der weltwirtschaftlichen Lage profitieren". Positiv sieht die IHK die Idee, einen Eurodistrikt Straßburg-Karlsruhe zu schaffen, während sich Bechtold im "Flughafenstreit" erneut mit aller Deutlichkeit gegen den Ausbau von Lahr zum Passagierflughafen wandte. In Sachen Behörden-Fusion verlangte er, Pläne frühzeitig offen zu legen sowie die Region einzubinden. Bildung und Ausbildung sind die Investition in die Zukunft, darin war sich Bechtold mit Gastredner Professor Peter Voß einig. Der SWR-Intendant beschrieb in seiner ebenso geistreichen wie kurzweiligen Rede weniger die "Wege aus" als viel mehr die "Medienkrise" selbst und ließ auch die Rundfunkgebühren-Erhöhung nicht aus: Durch Fernsehprogramme mit Anspruch lässt sich kein Geld verdienen, erläuterte Voß. Letztere spielten aber eine wichtige Rolle, um das Differenzierungsniveau der Gesellschaft zu sichern. Etwa, indem sie Bürgern die komplexer werdenden Entscheidungsprozesse in Politik und Gesellschaft erklärten. Mündigkeit entsteht nicht von selbst, machte sich Voß für die Öffentlich-Rechtlichen stark.

Geschrieben am 16. Januar 2004 von Oliver N. /

Kommentare

Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.