Uniformierte Solidarität

Am Dienstag war der Bundeswehrtruck auf dem Marktplatz „zu Gast”. Nicht allen gefiel das, und so wurde ein Smart Mob geplant:

Nimm Kreide mit und komm am Dienstag, 30. Juni kurz vor 17 Uhr auf den Marktplatz, um 17:00 Uhr läßt du dich laut oder leise, theatralisch oder einfach so, auf den Boden fallen, und “stirbst”.
Unbeweglich bleibst du bis 17:02 Uhr liegen. Zu dieser Uhrzeit werden die Glocken vom Rathaus anfangen zu läuten.
Der Beginn des Läutens ist für dich das Signal zum Aufstehen.
Mit der Kreide malst du anschließend (d)einen Körperumriss auf den Boden und verschwindest im Getümmel.

Doch nicht nur die Smart Mobber waren vor Ort, sondern auch Uniformierte, die die Personalien von anwesenden Mitbürgern aufnahmen, wie Jörg Rupp schreibt. Er war auch dort und hat gar sonderbare Dinge zu berichten:

Ich ging zum Einsatzleiter und wollte von ihm wissen, was denn der Anlass für eine solche Kontrolle wäre. Denn der §26 Polizeigesetz gibt das ja nicht her…Man gab mir keine Auskunft, verlangte statt dessen nach einem Wortwechsel von mir die Personalien. Da ich diese nicht einfach preisgab, wurde ich von zwei Polizisten rechts und links am Arm gepackt, zur Seite geführt, an die Rathauswand gestellt und musste die Handflächen gegen die Wand drücken.

Und es geht noch weiter, am besten selbst lesen und den Kopf schütteln, was in einem „Rechtsstaat” scheinbar alles möglich ist.

Nachtrag Die Freien Wähler Karlsruhe (die jetzt übrigens wieder ohne „Bürger für Karlsruhe” auftreten) haben ein gutes Video online.

Geschrieben am 30. Juni 2009 von Beate P. /

Kommentare

  1. Artikel 8

    (1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.

    micha · 1. Juli 2009, 07:44 · #

  2. Wer erklärt der Polizei, das Flashmob und “so tun wie tot umfallen” keine militärische Aktion ist? Hat da wieder ein Politiker was falsch verstanden?

    Wingi · 1. Juli 2009, 11:31 · #

  3. ka-news berichtet nun auch über die GG-widrigen zwischenfälle

    micha · 1. Juli 2009, 12:43 · #

  4. In der BNN von heute wurde auch in einem kleinen Artikel berichtet. Darin stand allerdings nichts vom Verhalten der Polizei. Im Gegenteil, es wird behauptet, dass die Uniformierten davon überrascht gewesen wären.

    krisz · 1. Juli 2009, 20:23 · #

  5. Stimmt, dort stand was, und zwar das hier:

    Malerisch lagen sie auf dem Boden und fotografierten sich gegenseitig. Die Polizisten am Rande des Geschehens staunten genauso wie Passanten und Bundeswehrangehörige.

    Ich würde mal sagen, Thema erfehlt ;)

    Beate · 1. Juli 2009, 22:52 · #

  6. http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Internetausdrucker#.22Killerspiele.22-Diskussion

    Klarmachen zum Aendern!

    Name · 2. Juli 2009, 00:49 · #

  7. Die Demo finde ich gut, wie hier die Demonstranten angegangen wurden weniger. Das ist meines Erachtens ein Skandal und absolut ungerechtfertigt.

    Inzwischen hat die Junge Union (sprich die Leute unter 60 ;-) sich ueber Karin Binder (Die Linke; MdB aus Karlsruher) und Ihre Aeusserungen zur Bundeswehr Aktion auf dem Marktplatz erdreistet.

    Helge · 2. Juli 2009, 11:56 · #

  8. Dicke Gratulation an alle Beteiligte! Super Aktion! Habe mir grad das Video angeschaut.

    meeee · 3. Juli 2009, 22:42 · #

  9. http://de.indymedia.org/2009/06/255021.shtml

    micha · 12. Juli 2009, 19:09 · #

  10. SWR.de meldet:

    Stuttgart/Karlsruhe
    Grüne stellen Landtagsanfrage nach Polizeieinsatz
    Ein Polizeieinsatz in Karlsruhe beschäftigt den Landtag. Die Grünen haben eine kleine Anfrage zu dem Einsatz gestellt. Dabei geht es um einen so genannten “Flashmob” Ende Juni auf dem Karlsruher Marktplatz. Mit der Aktion wollten die Teilnehmer gegen eine Werbeveranstaltung der Bundeswehr protestieren, die gerade auf dem Marktplatz stattfand. Etwa 100 bis 150 Personen ließen sich nach Angaben der Grünen zur verabredeten Uhrzeit gleichzeitig wie von einem Schuss getroffen auf den Boden fallen. Die Grünen werfen der Karlsruher Polizei vor, die Polizeipräsenz sei mit rund 30 Beamten unverhältnismäßig gewesen. Die Polizisten hätten außerdem schon im Vorfeld der Aktion von fast allen Teilnehmern die Personalien aufgenommen mit dem Ziel, sie einzuschüchtern. Die Polizei Karlsruhe hat bestätigt, dass sie vom Landtag aufgefordert wurde, eine entsprechende Anfrage über die Gründe und den Umfang des Einsatzes zu beantworten. Weil die Anfrage aber noch läuft, darf sich die Karlsruher Polizei aktuell nicht äußern

    micha · 15. Juli 2009, 08:20 · #

  11. Ja, ist bekannt. Der SWR hat gestern auch Jörg Rupp interviewt, das sollte die Tage auch gesendet werden.

    Beate · 15. Juli 2009, 10:00 · #

  12. Die Polizeistrategie in Karlsruhe ist tendenziell einschüchternd. So wurde einem Demoanmelder nach einer freidlichen Demo ein Strafbefehl über 160 Tagessätze über 40 Euro zugestellt. Nach dem Widerspruch wurde er zu 60 Tagessätzen zu je 15 Euro verurteilt, der Angeklagte und die Staatsanwaltschaft haben Berufung eingelegt. Es geht in die nächste Runde.

    Kampagne 19. Mai · 19. Juli 2009, 10:29 · #

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