Wahlkampfbeobachtungen (Teil 4)

Plakatwahlkampf

In ca. sechs Wochen sind die Kommunalwahlen in Karlsruhe. Jedem halbwegs politisch Interessierten dürfte das nun aufgefallen sein, wenn er sich die Wahlplakate anschaut, die fast alle zur Wahl stehenden Parteien und Wählervereinigungen aufgestellt haben. Interessant ist immer wieder anzusehen, was sich die Parteien, bzw. ihre Wahlkampfmanager sich einfallen lassen, um Aufmerksamkeit beim Wahlvolk zu bekommen.

Peinlich ist das Wahlplakat der CDU. Nicht nur, dass sie bewiesen haben, dass sie kein deutsch können, nein es ist peinlich, dass sie mit „Wir können Karlsruhe“ auch noch den US-Wahlkampf vom damaligen Präsidentschaftskandidaten Obama „Yes, we can“ billig imitieren.

Dabei liegen nicht nur Welten, sondern Galaxien zwischen CDU-Kreisvorsitzenden Wellenreuther und Obama. Wenn man sich das Eröffnungsplakat der CDU genau anschaut, sind zu „Wir können Karlsruhe“ kaum erkennbare Verben, wie z.B. „ausbauen“ zu erkennen, wobei dann wieder ein Substantiv vorangestellt ist. Wenn man dann meint, man könne „Wir können Karlsruhe” plus Substantiv plus Verb zu einer kernigen politischen Aussage zusammenfügen, täuscht sich. Es wird grammatikalisch nicht besser. Der Zweck und Sinn des Plakates ist einem schon klar, doch die Umsetzung schlecht gemacht. Abgesehen davon ist orange eine schöne plakative Farbe, erinnert doch einen stark an den Hessenwahlkampf von der Hessen-CDU, wobei die Farbe allein noch keinen Erfolg ausmacht, wenn man sich das Wahlresultat der Hessen-CDU 2008 betrachtet. Der Eindruck bleibt, die CDU wollte ein pfiffiges Wahlplakat mit einem pfiffigen Motto. Beides ist nicht der Fall.

Die SPD ist auch schon präsent mit ihren Wahlplakaten in der Stadt. Auf einem heißt es „Karlsruhe – Lebensqualität für Generationen“. Dann werden Thesen aufgelistet, die das Motto untermauern sollen. Grafisch ganz gut gemacht, kleine Fotos am oberen Rand, die Farbe rot dominiert. Wer sich die Mühe macht, und vor dem Plakat stehen bleibt, kann immerhin etwas Informationen bekommen. Allerdings ist auf den Plakaten nicht ein Hauptwahlkampfmotto zu erkennen. Wenn man allerdings die SPD-Wahlplakate mit denen von OB-Kandidatin Müllerschön im Jahr 2006 vergleicht, sind sie weitaus besser.

Die FDP, die suggeriert, „Stark vor Ort“ zu sein, ein Plakat mit einem Aufzug mit dem blauen Knopf nach oben (natürlich nur nach oben) und eine liberale Charakterstadt will, hat sehr gute grafische Plakate anfertigen lassen. Das Blau-Gelb hamoniert gut. Dagegen kann die FDP Europa-Kandidatin Silvana Koch-Mehrin leider auch kein deutsch mehr: „Wir können Europa besser“ Hallo, wen oder was könnt ihr besser? Nominalstil auf den Plakaten ist richtig, schließlich kann man keine Romane darauf schreiben, aber so?

Die KAL (Karlsruher Liste) hat diesmal den Linkspartei-Stil kopiert. Hauptsache plakativ, der Rest kommt dann schon von selbst. Abgesehen davon, dass sie das gleiche Motto, wie bei der letzten Wahl hat („Lust auf Stadt“), wird ihr Kürzel KAL so groß wie möglich aufs Plakat gedruckt. Dabei verwendet sie ihre Kontrastfarben Rot-Gelb. Besonders kreativ, wenn man schon das gleiche Wahlkampfmotto nehmen muss, zeigt sie sich mit dem QR-Code, einem sogenannten Tag (englisch, nicht deutsch aussprechen!!). Dieses kleine schwarz-weiße Quadratchen kann man mit einem dafür ausgestatteten Handy mit Barcode-Reader fotografieren, und so zu weiteren Informationen führen. Zu welchen, bleibt offen, es ist nicht von der KAL kommuniziert worden. Vermutlich soll dieses Quadratchen Neugier wecken, wobei Kulturinteressierten bekannt sein dürfte, dass das ZKM auch damit arbeitet. Ob diese Quadratchen auf einem Plakat etwas bringen soll, darf bezweifelt werden. 99% der Karlsruher Bevölkerung können sicher nichts damit anfangen. Einmal abgesehen davon, dass noch für diese weiterführende Information noch Kosten beim Mobilfunkanbieter entstehen könnten. Aber vielleicht will man auch nur Werbung für das Karlsruher Unternehmen machen, die das entwickelt hat.

Die Grünen-Plakate sind bislang nur spärlich in öffentlichen Straßenbild zu finden. Man will Karlsruher grüner machen. Das ist das Wahlkampfmotto. Wie das geschehen soll, wird man wohl auf den kommenden Plakaten erkennen können. Hoffentlich sind sie auffälliger als das sonst der Fall ist.

Die Linkspartei im Gegensatz zu früheren Plakaten hat ihren Hau-Drauf-Plakatstil etwas geändert. „Bildung für alle“ kann man lesen, einige andere Motive sind auch schon im Umlauf.
Die Plakate, die derzeit in Karlsruhe von den Linken platziert sind, sind eher allgemeingültiger Art, wahrscheinlich von Moskau dirigiert. Moskau? Wohl eher Stuttgart. Was fehlt auf den Plakaten ist eindeutiger Bezug auf Karlsruhe und es fällt auf, dass sie gleich zu Anfang ihres Wahlkampfes mehrere Motive plakatiert hat. Das kann in den verbleibenden Wochen bis zur Wahl ein Nachteil sein, wenn der sensible Wähler neue Wahlreize braucht, um überhaupt zur Wahl zu gehen.

Die Plakate der Freien Wähler/Bürger für Karlsruhe sind die besten, denn man kann sie nicht sehen. Raffiniert, wie sie es schaffen, präsent zu sein, ohne dass man es weiß.

Geschrieben am 23. April 2009 von Swen Kraus /

Kommentare

  1. Jaja, die FDP … – kann Europa besser als Karlsruhe, weshalb man sie hier besser nicht wählen sollte.

    Jens · 23. April 2009, 14:45 · #

  2. Bei www.tagmotion.de wurde auch was über das KAL-Plakat geschrieben mit einem kleinen Video.

    Beate · 23. April 2009, 16:14 · #

  3. Hab schon zwei beschmierte CDU-Plakate gesehen:

    * Wir können Karlsruhe! AM ARSCH * Wir können Karlsruhe! vergessen

    Jens · 23. April 2009, 16:34 · #

  4. Grabsruhe.

    Ranzenfrön · 23. April 2009, 19:24 · #

  5. WIR KÖNNEN GRAMMATIK.

    urban freak · 23. April 2009, 20:35 · #

  6. Oder hier:
    No You Can’t
    ;-)

    Claudia · 24. April 2009, 08:55 · #

  7. Den hier gibt’s auch noch:

    Karlshure.

    Ranzenfrön · 24. April 2009, 12:27 · #

  8. Eben gesehen am Oststadtkreisel:
    Wir können Karlsruhe! SONST NIX!

    KAIpolista · 8. Mai 2009, 10:05 · #

  9. Большое спасибо!

    heloooo · 12. Mai 2009, 11:38 · #

  10. Wieso wird hier eigentliche die Kommentierfunktion dichtgemacht.

    http://ka.stadtblog.de/article/1372/koeln-als-vorbild

    Wohl Angst vor gesalzenen Meinungen?

    Willkommen im Schweigeforum.

    Ranzenfrön · 12. Mai 2009, 12:51 · #

Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.