Eidenmüllers letztes Frühstück

Um gleich eines vorwegzunehmen: Wir wünschen uns alle, dass Bürgermeister Ullrich Eidenmüller noch ganz viele Frühstücke im Kreise seiner Lieben zu sich nehmen darf. Das letzte Frühstück bezieht sich auf das von ihm initiierte Kulturfrühstück im Besitos (früher Café Weinbrenner). Denn das Ende März stattgefundene Kulturfrühstück war das letzte in seiner zu Ende gehenden Amtszeit Mitte April.

Immerhin ca. 40 anwesende Gäste wollten vermutlich hören, was Herr Bürgermeister Eidenmüller in seiner siebenjährigen Verantwortlichkeit für Kultur zu sagen hatte. Würden die Gäste mit einem Trommelfeuer von erfolgreicher Kulturpolitik mit seiner bestechenden Rhetorik überfahren? Es hielt sich in Grenzen. Auch wenn er später seine Initiativen aus seinem Büchlein aufzählte, was er in seiner „kulturellen“ Amtszeit erreicht hat.

Nach einem kleinen historischen Abriss über Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, der nicht durch die bekannte Sage (eingeschlafen – geträumt – Schloss gebaut) das Schloss bauen ließ. Sondern Einflüsse der Aufklärung ließen ihn mit seinem Privilegienbrief aus dem alten Durlach zu neuen Ufern aufbrechen. Leider sei die bekannte Stadtgründungssage immer noch die beherrschende Variante, die in den Karlsruhe Köpfen sei und somit für viele Erklärungen herzuhalten habe. Schon allein der Name Karlsruhe stünde für sich selbsterklärend. Daraus folgerte Herr Eidenmüller, dass das Selbstverständnis der Karlsruher in Bescheidenheit zerfließe und dadurch sich kaum Kraft entwickeln könne.

Nicht neu war, das mittlerweile jeder wissen dürfte, dass Karlsruhe ein reichhaltiges Kulturangebot habe, aber keine gemeinsame Konzeption vorhanden gewesen sei. Gibt es jetzt eine? Kultur sei der Identitätsfaktor, der Marketingfaktor für eine Stadt. Technologieregionen gäbe es in Deutschland sehr viele, die mehr oder weniger miteinander verwechselbar seien. Das Kulturangebot einer Stadt sei aber unverwechselbar und einzigartig. Daraus müsse die Stadt viel mehr machen. Das sei defizitär. Das Stadtmarketing könne aufgrund von finanzieller und struktureller Ausstattung nicht mehr leisten. Das sei aber sehr wichtig, denn auswärtige Familien entschieden sich über den Schlüssel „Kulturangebot“ fürs Kommen oder Hierbleiben.

Dann konnte es sich Bürgermeister Eidenmüller doch nicht verkneifen aus seinem Büchlein aufzuzählen, was er alles in seiner Amtszeit für Kultur unter anderem initiiert hatte: Digitales Museum, Forum für Kultur und Geschichte, Neugestaltung der Museumslandschaft (LabKa). Das LabKa „dümple“ vor sich hin und müsse jetzt zielgeführter angegangen werden. Eine Konzeption und eine Machbarkeitsstudie sei schon vorhanden und werden den gemeinderätlichen Gremien bald vorgelegt und dann der Öffentlichkeit vorgestellt. Mehr dürfe er nicht verraten. Weiter geht es mit der Aufzählung: Centre Culturel Franco-Allemand vor dem Aus gerettet, Wiedereröffnung der Nancy Halle mit zwei Ausstellungen 2008, Gründungsinitiative Lebensart Karlsruhe. Er könne nicht verstehen, dass es in Stuttgart sieben Sterne Restaurants gebe und in Karlsruhe nur eins.
Evaluation der städtisch geförderten Kultureinrichtungen, wobei drei Institutionen aus der Förderung entlassen wurden. Welche das waren, nannte er nicht. Er bleibe aber der Meinung, dass die finanzielle kulturelle Förderung eine stärkere Gewichtung von der institutionellen zur projektbezogenen Förderung erfahren solle.

Karlsruhe habe im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Einwohnergröße ein hohes Kulturangebot. Das dürfte unbestreitbar sein. Damit weiterhin über dieses hohe Kulturangebot diskutiert werden kann, wird es auch zukünftig das Kulturfrühstück im Besitos wie gewohnt geben.

Geschrieben am 3. April 2008 von Swen Kraus /

Kommentare

  1. Aber Nancy-Karlsruhe fährt er hoffentlich wieder mit? Ich komm mir sonst so einsam vor ohne Helm.

    Jens · 3. April 2008, 20:01 · #

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