Colani's Dornröschenschlaf

Es ist wie ein Buch, dessen Kapitel sich immer wiederholen. Da möchte jemand in Karlsruhe etwas Einmaliges ins Leben rufen und die Stadtoberhäupter gehen auf die gute alte badische Lebensweise ans Werk: Schau'n mer mal. Da hilft es auch nicht, wenn dieser Jemand ein Markenzeichen ist, das die ganze Welt kennt. Er gilt als "Enfant terrible" der Industriedesign-Szene und begnadeter Visionär. Luigi Colani, seines Zeichens Produktdesigner, 75 Jahre jung, Ehrenprofessor mit Lehrsitz an der Universität in Shanghai und Wahl-Karlsruher.

Nun will Formphilosoph Colani ein internationales Design-Zentrum "Futurama" in Karlsruhe errichten. Somit hätte Karlsruhe, nach der Erfindung des Laufrades im Jahr 1817 durch Freiherr Karl Friedrich Drais von Sauerbronn, die Chance, im Industriedesign wieder einmal weltweit an der Spitze zu stehen. Doch Karlsruhes Politikmühlen mahlen langsam. Wie Michael Hübl in den BNN schreibt, sei es zu mindestens schon einmal gelungen, ein geeignetes Objekt in Augenschein zu nehmen. Der zuständige Bürgermeister, Manfred Groh, bestätigte auf Anfrage der BNN, man wolle Colani die in der letzten Zeit in einer Art Dornröschenschlaf verweilenden Nancy-Halle zur Verfügung stellen. Colani erklärt dagegen, daß die Stadt Karlsruhe seine Arbeit stiefmütterlich behandle und trotz mehrmaliger Angebote für die Interessen der Stadt unzureichend genutzt werde. Auch das Angebot, kostenlos seine Werke in der Neuen Messe auszustellen, um bundesweit auf die Neue Messe aufmerksam zu machen, wurde nicht in die Realität umgesetzt, so Andreas Reifsteck, Mitglied des Vorstandes der JU Nordbaden, in der Zeitschrift "Die Humane Gesellschaft" nach einem Besuch bei Colani. Die Stadt scheint sich gerade von einer einmaligen Chance - etwas vergleichbares findet der Bürger von Welt nur noch in New York - zu verabschieden. Karlsruhes Unvermögen versucht derweil ein Konsortium aus dem Rhein-Main-Gebiet auszunutzen. Auf den Internetseiten www.colani-img.com wird für das Projekt "Futurama" auf einer Fläche von 36 ha in Nähe des Frankfurter Flughafens geworben. Neben dem Colani-Museum sollen Hotels, Gastronomieangebote und ein Spaßbad die "Futurama" in Hessen ergänzen. Die Brunft um Colanis-Lebenswerke hat begonnen. Update: Siehe hierzu auch Junge Union würde Colani Lebenswerke in Karlsruhe begrüßen.

Geschrieben am 3. Januar 2004 von Oliver N. /

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